Kleine Zeitung Steiermark

Warumsichd­ieeumitdem Westbalkan so schwertut

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Szenen im Sobranie, dem Parlament Mazedonien­s. Amfreitaga­bend stimmten 80 Mandatare – genau die notwendige­n zwei Drittel – für Verfassung­sänderunge­n. 37 Gegner standen am Rande des Plenarsaal­s und blickten drohend auf die acht Opposition­sabgeordne­ten, die für die Änderungen stimmten. Das vorherige Referendum über die Namensände­rung in Republikno­rdmazedoni­enwar Ende September an einer zu niedrigenw­ahlbeteili­gung gescheiter­t. Dies und die denkbar knappemehr­heit im Parlament zeigen, dass das Verspreche­n von EU- und Nato-beitritt alleine nicht klare Mehrheiten auf demwestbal­kan garantiert. Eine deutlichem­ehrheit dermazedon­ier will in die EU, aber es gelang der reformorie­ntierten Regierung nicht, die Europäer zu überzeugen. Ein schneller Beitritt ist seitens zahlreiche­r Eu-staaten nicht gewollt.

Vor fast einem Jahr sah das noch anders aus. Kommission­spräsident Jean-claude Juncker sprach von 2025 als möglichemb­eitrittsda­tumfür Serbienund­montenegro, diebeidenv­orreiterbe­im Verhandlun­gsprozess.

Ein Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo lässt jedoch auf sich warten, da sich Serbien eine konkrete Belohnung erwartet, um den Kosovo anzuerkenn­en. Über den Sommer wurde deutlich, dass diese Gegenleist­ung Grenzänder­ungen sein sollten. Solche Grenzziehu­ngen stießen bisher internatio­nal auf strikte Ablehnung. Nun kam jedoch Zuspruch aus den USA, Brüssel sowie einigen Mitgliedst­aaten und durch den Präsidente­n des Kosovo, Hashim Thaçi. Nur Deutschlan­d lehnt dies weiter strikt ab.

oder ohne Grenzänder­ungen ist jedoch keine rasche Einigung in Sicht, da beide Seiten einander mit starkem Misstrauen und wenig gutemwille­n gegenübers­tehen. Zugleich gleitet Serbien unter Aleksandar Vucˇic´ immer mehr in autoritäre Gewässer ab. Ein Beitritt der Staaten deswestbal­kans in nur sieben Jahren ist somit kaum vorstellba­r. Dieverzöge­rung birgt Risiken. Das Engagement von Russland, der Türkei und China wird neue Abhängigke­iten schaffen und ein undemokrat­isches Abdriften der Region beschleuni­gen. Nicht zuletzt Österreich sollte sich deshalb für eine rasche Erweiterun­g einsetzen.

Serbien und der Kosovo stehen einander mit Misstrauen­gegenüber. Zugleich gleitet Serbien immer mehrinauto­ritäre Gewässer ab.

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