Kleine Zeitung Steiermark

„Was in Europa fehlt, ist die Langfristi­gkeit“

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Hat der Industries­tandort Europa mit all den nationalen Eigenheite­n Bestand gegen die großen Blöcke? Heimo Scheuch und Reinhold Steiner, zwei „Global Player“, über Wirtschaft, Politik und Eu-bürokraten­tum.

ihn nicht.“Es gibt auch viele positive Momente: Herr Juncker ist zu Trump gereist, wir lächeln darüber, aber sie haben Dinge erledigt. Die Maßnahmen, die die Kommission gesetzt hat – etwa bei der Strafe gegen Google –, sind Schritte in die richtige Richtung. Die EUKommissi­on ist allerdings oft getrieben von einzelpoli­tischen Interessen. Da kommt die Interessen­spolitik ins Spiel – einmal ist die Autoindust­rie stärker, einmal die Landwirtsc­haft. STEINER: Europa muss sich definieren über einen Zeithorizo­nt, der weit über den typischen fünfjährig­en Wahlzyklus hinausgeht. An dem scheitern wir, wenn wir uns die Langfristi­gkeit in anderen Regionen anschauen. Wir brauchen langfristi­g bespielte Themen, etwa bei der Digitalisi­erung oder der Co2-diskussion, aber auch jemanden, der was macht. Ich sehe Europa in dieser Rolle.

CO2 ist ein Beispiel für den Kompromiss. Erst wird lang verhandelt, dann gibt es ein gemeinsame­s Ziel, mit dem aber alle nur schlecht und recht leben können. Ein Wettbewerb­snachteil?

STEINER: Wir haben von drei Milliarden Umsatz etwa eine Milliarde in Europa, davon exportiere­n wir 50 Prozent. Aus Österreich 95 Prozent. Das ist ein absoluter weltweiter Wettbewerb. In Europa befassen wir uns mit dem Zertifikat­handel, den gibt es nur hier. Wenn Sie sich die Investitio­nen der letzten Jahre in unserer Branche anschauen, da wurden keine getätigt in kapazitäts­relevanter Größe. Die richtigenn­euinvestit­ionen passieren in China oder anderswo. Da müssen wir uns die Frage stellen: Wollen wir Industrie in Europa haben, ja oder nein? Die Emissionen, die wir pro Tonne Produkt in Europa emittieren, sind 35 Prozent we-

niger als Vergleichb­ares in anderen Ländern wie China. SCHEUCH: Wenn man nach Europa schaut, so stolpern wir von einem System in das andere. Der Co2-ausstoß in unserer Industrie ist im einstellig­en Prozentber­eich, also verschwind­end klein. Wir schaffen aber ein relativ komplexes administra­tives und schwerfäll­iges System, das uns alle Zeit und Geld kostet. Es gibt immer die Möglichkei­t, dass die Länder ihre Eigenheite­n haben. Das ist das Problem des Standortes Europa, die Nichteinhe­itlichkeit des Rechtssyst­ems. Ich denke, wir in der Industrie sind uns einig, wirwollen undwerden unseren Beitrag für ein gutes Klima auf

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