„Was in Europa fehlt, ist die Langfristigkeit“
Hat der Industriestandort Europa mit all den nationalen Eigenheiten Bestand gegen die großen Blöcke? Heimo Scheuch und Reinhold Steiner, zwei „Global Player“, über Wirtschaft, Politik und Eu-bürokratentum.
ihn nicht.“Es gibt auch viele positive Momente: Herr Juncker ist zu Trump gereist, wir lächeln darüber, aber sie haben Dinge erledigt. Die Maßnahmen, die die Kommission gesetzt hat – etwa bei der Strafe gegen Google –, sind Schritte in die richtige Richtung. Die EUKommission ist allerdings oft getrieben von einzelpolitischen Interessen. Da kommt die Interessenspolitik ins Spiel – einmal ist die Autoindustrie stärker, einmal die Landwirtschaft. STEINER: Europa muss sich definieren über einen Zeithorizont, der weit über den typischen fünfjährigen Wahlzyklus hinausgeht. An dem scheitern wir, wenn wir uns die Langfristigkeit in anderen Regionen anschauen. Wir brauchen langfristig bespielte Themen, etwa bei der Digitalisierung oder der Co2-diskussion, aber auch jemanden, der was macht. Ich sehe Europa in dieser Rolle.
CO2 ist ein Beispiel für den Kompromiss. Erst wird lang verhandelt, dann gibt es ein gemeinsames Ziel, mit dem aber alle nur schlecht und recht leben können. Ein Wettbewerbsnachteil?
STEINER: Wir haben von drei Milliarden Umsatz etwa eine Milliarde in Europa, davon exportieren wir 50 Prozent. Aus Österreich 95 Prozent. Das ist ein absoluter weltweiter Wettbewerb. In Europa befassen wir uns mit dem Zertifikathandel, den gibt es nur hier. Wenn Sie sich die Investitionen der letzten Jahre in unserer Branche anschauen, da wurden keine getätigt in kapazitätsrelevanter Größe. Die richtigenneuinvestitionen passieren in China oder anderswo. Da müssen wir uns die Frage stellen: Wollen wir Industrie in Europa haben, ja oder nein? Die Emissionen, die wir pro Tonne Produkt in Europa emittieren, sind 35 Prozent we-
niger als Vergleichbares in anderen Ländern wie China. SCHEUCH: Wenn man nach Europa schaut, so stolpern wir von einem System in das andere. Der Co2-ausstoß in unserer Industrie ist im einstelligen Prozentbereich, also verschwindend klein. Wir schaffen aber ein relativ komplexes administratives und schwerfälliges System, das uns alle Zeit und Geld kostet. Es gibt immer die Möglichkeit, dass die Länder ihre Eigenheiten haben. Das ist das Problem des Standortes Europa, die Nichteinheitlichkeit des Rechtssystems. Ich denke, wir in der Industrie sind uns einig, wirwollen undwerden unseren Beitrag für ein gutes Klima auf