Die Liebe kann manchmal ein Theater sein
Cole Porters Klassiker „Kiss Me, Kate“ist der programmierte Musical-hit dieser Saison am Opernhaus. Der dreistündige Evergreenwurde mit wunderwunderschöner Ausstattung von Paris nach Graz geholt. Prädikat: wunderbar!
Graz übernahm Blakeleys Assistentin Tess Gibbs die Einstudierung mit neuer Besetzung.
Allein der Augenschmaus lohnt einen Besuch. Eine Farbenpracht, die den Zuschauer gleichzeitig einlullt und verzückt, aber nie erschlägt: Selten sieht man heutzutage eine derart geschmackvolle Nuancierung, eine Liebe zur Hülle – und das in einem exzellenten Bühnenbild, das dem doppelbödi- gen Spiel die nötige Leichtigkeit verleiht. Die mit Augenzwinkern, komödiantischem Witz und einer nie angestrengt wirkenden Power dargebotenen Choreografien sollten viele Genre-liebhaber verzücken.
Prädikat: wunderbar! „Wunderbar“gehört zu den bekanntesten Liedern; der Höhepunkt in Graz ist freilich „I Hatemen“in der Interpretation von Katja Berg (namensgebendes Kät- chen), der damit auch am Broadway Begeisterungsstürme sicher wären. In Graz werden trotz deutscher Dialoge die Songs im Original gesungen.
Womöglich nimmt Marc Lamberty seinen Fred/petruchio selbst nicht wirklich ernst, die beiden Damen Berg und Bettina Mönch (Lois/bianca) hinterlassen den größten Eindruck. Dienebenrollenwurden mit der ersten Garde besetzt – ob mit Götz Zemann, Ivan Orecanin oder Gerhard Balluch. Andrea Huber bewegt als Hattie (Huber stand vor 19 Jahren selbst als Kate auf der Grazer Opernbühne). Cedric Lee Bradley führt als Paul mit Fieber und Dampf in die letzte Stunde von „Kissme, Kate“hinein: Da spürt man schon mal die mitzuckenden Füße des Besuchers auf dem Platz hinter sich! Dirigent Marcus Merkel passt perfekt in diese Inszenierung des Theaters im Theater und leitet das Orchester mit Verve.
Fazit: Die Musical-produktion dieser Saison verströmt den Glanz alter Tage, ohne nur eine Sekunde mit einem Staubkorn versehen zu sein.