Ein Liberaler mit rotem Anstrich
Der Unternehmer ist großerwahlsieger in Südtirol – aber nicht er allein.
Das
letzte Mal, dass in Tirol jemand dervolkspartei die politische Show gestohlenhat, war 2008. Damalshat der ehemalige Ak-chef Fritz Dinkhauser 18 Prozent aus dem Stand geholt. Das war im nördlichen Teil des Landes. Zehn Jahre später hat ein 48-Jähriger dievolkspartei geärgert – Paul Köllensperger. Mit 15 Prozent und sechs Mandaten im Südtiroler Landtag hat der Unternehmer selbst nicht gerechnet.
Auchwegenseinervergangenheit. Er war „Grillini“, also Teil der populistischen Fünf-sterne-bewegung. Das verwundert: Köllensperger ist kein Populist. Er schreit nicht, er ist nicht zynisch. Was ist er dann? „Jemand, der alte Systeme aufbrechen will“, sagt er und betont: „Mit Sachpolitik.“Das Gesundheitswesen will er weiterbringen und die alltäglichen Sorgen dermenschen verstehen. Vor allem auf dem Land haben ihm die Leute geglaubt.
Köllensperger politisch einzuordnen ist schwierig. Er sei „liberal“, aber auch „sozial“– sozialliberal. Ist er ein NeosSympathisantmitrotemanstrich?„das kannmanso sagen“, sagt Köllensperger nickend. Er will sich ungern in Schubladen stecken lassen. Und er will noch etwas nicht: sich als One-man-show abstempeln lassen. Das Team dahinter ist tatsächlich breit aufgestellt – in Anbetracht dessen, dass es dieses erst seit drei Monaten gibt. Einer von den Mitstreitern heißt Alex Ploner. Der ehemalige „Orf“-moderator und Eventmanager ist beliebt im Land der Dolomiten. Und unmittelbar hinter Köllensperger stehen auch noch ein Biobauer, eine Gewerkschafterin, ein Arzt. Bisherwar Paul Köllensperger imlandtag nur ein Einzelkämpfer – seine Teamfähigkeit muss er ab jetzt beweisen.