Ist Geschichte
In Bozen schwor man sich auf die europäische Zukunft Tirols ein. Die Volkspartei hadert mit den Varianten. Eine Regierung mit den Rechten ist möglich, aber schwierig.
Zwei Stunden, eine Stunde oder gar nicht geschlafen haben die meisten Politiker und Journalisten in Bozen in der Nacht auf Montag. Bei der Landtagswahl in Südtirol haben erst um 21 Uhr die Wahllokale geschlossen – dann wurde ausgezählt. Anders als bei Wahlen in Österreich gibt es in Südtirol keine Hochrechnung – dafür werden die Sprengel-ergebnisse veröffentlicht, sobald sie da sind. Und für Landeshauptmann Arno Kompatscher war relativ schnell klar, dass in der Nacht ein Minus vor dem Ergebnis steht. Das tief gesteckte Ziel, die 40-Prozent-hürde, hat man dennoch erreicht.
„Volksparteien der Mitte haben in ganz Europa mit schwierigen Ergebnissen zu rechnen“, analysierte Kompatscher am frühen Morgen – um 6.30 Uhr. In der Parteizentrale hat man eine halbe Stunde vorher schon erste Schlüsse aus derwahl gezogen. Zwei Sitze im Landtag hat die Partei verloren. Nur noch 15 Mandate sind übrig. Schönreden wollten Kompatscher und seine Mitstreiter das Ergebnis schließlich nicht.
Dennoch: Zumgratulieren ist Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) extra aus Innsbruck angereist – und zum Frühstücken. Die Vp-chefs beschworen Seite an Seite die proeuropäische Zukunft Tirols. enau diese könnte jetzt schwierig werden. Laut Autonomiestatut müssen auch zwei italienischsprechende Südtiroler in der künftigen Landesregierung sitzen. Die einzige Variante einer Zweierkoalition ist deshalb jene mit der Lega Nord des italienischen Innenministers Matteo Salvini. Der Frontmann der Gruppierung ist in den vergangenenwochen nicht als besonders glühender Europäer aufgefallen – im Gegenteil.
Die ausländerfeindliche Partei war in den Städten stark – und punktete vorwiegend bei den italienischsprechenden Bürgern. In der Landeshauptstadt Bozen eroberte die Lega gar Platz eins. Dass Kompatscher und seine Parteikollegen mit der Ausrichtung der Lega wenig Freude haben, ist offensichtlich. Stratege und Parteichef Philipp Achammer sagte aber: „Wir müssen das Ergebnis der italienischsprechenden Be-
Gvölkerung respektieren.“Eine Koalition zum Nulltarif gebe es dennoch nicht. In den kommenden Tagen wird sich Kompatscher ein Bild von den Lega-vertretern vor Ort machen. Sie sind in den Wochen vor der Wahl durch Beleidigungen aufgefallen – Sinti und Roma wurden etwa „Zigeuner“geschimpft. nd gerade deshalb wird sich Kompatscher in den kommenden Tagen auch mit Alternativen beschäftigen. Das Problem: Glücklich wäre man innerhalb der Volkspartei mit einer Dreierkoalition nicht. Für eine solche Variante würden etwa das mit viel Vertrauen ausgestattete Team Köllensperger, die Grünen oder der geschwächte Partito Democratico infrage kommen. Allesamt Kräfte, die proeuropäisch agieren. Allerdings: Je mehr verschiedene Gruppierungen sich Kompatscher ins Boot holt, desto wackeliger wird die Regierung. Wann könnte es die neue Regierung geben? Geht es nach der gelebten Praxis, wird sie nach den Weihnachtsferien – also im Jänner – stehen.
Gar keine Rolle in den Verhandlungen werden wohl die
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