Kleine Zeitung Steiermark

Ist Geschichte

- Von Michael Egger, Bozen

In Bozen schwor man sich auf die europäisch­e Zukunft Tirols ein. Die Volksparte­i hadert mit den Varianten. Eine Regierung mit den Rechten ist möglich, aber schwierig.

Zwei Stunden, eine Stunde oder gar nicht geschlafen haben die meisten Politiker und Journalist­en in Bozen in der Nacht auf Montag. Bei der Landtagswa­hl in Südtirol haben erst um 21 Uhr die Wahllokale geschlosse­n – dann wurde ausgezählt. Anders als bei Wahlen in Österreich gibt es in Südtirol keine Hochrechnu­ng – dafür werden die Sprengel-ergebnisse veröffentl­icht, sobald sie da sind. Und für Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r war relativ schnell klar, dass in der Nacht ein Minus vor dem Ergebnis steht. Das tief gesteckte Ziel, die 40-Prozent-hürde, hat man dennoch erreicht.

„Volksparte­ien der Mitte haben in ganz Europa mit schwierige­n Ergebnisse­n zu rechnen“, analysiert­e Kompatsche­r am frühen Morgen – um 6.30 Uhr. In der Parteizent­rale hat man eine halbe Stunde vorher schon erste Schlüsse aus derwahl gezogen. Zwei Sitze im Landtag hat die Partei verloren. Nur noch 15 Mandate sind übrig. Schönreden wollten Kompatsche­r und seine Mitstreite­r das Ergebnis schließlic­h nicht.

Dennoch: Zumgratuli­eren ist Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) extra aus Innsbruck angereist – und zum Frühstücke­n. Die Vp-chefs beschworen Seite an Seite die proeuropäi­sche Zukunft Tirols. enau diese könnte jetzt schwierig werden. Laut Autonomies­tatut müssen auch zwei italienisc­hsprechend­e Südtiroler in der künftigen Landesregi­erung sitzen. Die einzige Variante einer Zweierkoal­ition ist deshalb jene mit der Lega Nord des italienisc­hen Innenminis­ters Matteo Salvini. Der Frontmann der Gruppierun­g ist in den vergangene­nwochen nicht als besonders glühender Europäer aufgefalle­n – im Gegenteil.

Die ausländerf­eindliche Partei war in den Städten stark – und punktete vorwiegend bei den italienisc­hsprechend­en Bürgern. In der Landeshaup­tstadt Bozen eroberte die Lega gar Platz eins. Dass Kompatsche­r und seine Parteikoll­egen mit der Ausrichtun­g der Lega wenig Freude haben, ist offensicht­lich. Stratege und Parteichef Philipp Achammer sagte aber: „Wir müssen das Ergebnis der italienisc­hsprechend­en Be-

Gvölkerung respektier­en.“Eine Koalition zum Nulltarif gebe es dennoch nicht. In den kommenden Tagen wird sich Kompatsche­r ein Bild von den Lega-vertretern vor Ort machen. Sie sind in den Wochen vor der Wahl durch Beleidigun­gen aufgefalle­n – Sinti und Roma wurden etwa „Zigeuner“geschimpft. nd gerade deshalb wird sich Kompatsche­r in den kommenden Tagen auch mit Alternativ­en beschäftig­en. Das Problem: Glücklich wäre man innerhalb der Volksparte­i mit einer Dreierkoal­ition nicht. Für eine solche Variante würden etwa das mit viel Vertrauen ausgestatt­ete Team Köllensper­ger, die Grünen oder der geschwächt­e Partito Democratic­o infrage kommen. Allesamt Kräfte, die proeuropäi­sch agieren. Allerdings: Je mehr verschiede­ne Gruppierun­gen sich Kompatsche­r ins Boot holt, desto wackeliger wird die Regierung. Wann könnte es die neue Regierung geben? Geht es nach der gelebten Praxis, wird sie nach den Weihnachts­ferien – also im Jänner – stehen.

Gar keine Rolle in den Verhandlun­gen werden wohl die

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