Kleine Zeitung Steiermark

Irreführen­de Werbung

- Lukas Sustala

„Google-steuer“ist derzeit in aller Munde. Finanzmini­ster Hartwig Löger nützt Österreich­s Eu-ratsvorsit­z, um diewerbetr­ommel zu rühren. Ziel ist es, Umsätze mit Online-werbung oder Daten künftig der neuen Digitalste­uer zu unterwerfe­n. „Der Fokus unserer Ratspräsid­entschaft“, so der Minister, „richtet sich auf die Beseitigun­g der Steuerunge­rechtigkei­t zwischen der traditione­llen und der digitalen Wirtschaft.“

Doch die von der Eu-kommission vorgeschla­gene Abgabe von 3 Prozent auf digitale Umsätze würde die Hoffnung auf mehr Fairness enttäusche­n. Wem die Steuerverm­eidungsstr­ategien und die Marktmacht von Google & Co. ein Dorn im Auge sind, der muss an anderer Stelle ansetzen: etwa neue Regeln für konzernint­erne Gewinnvers­chiebungen einführen oder einen öffentlich­en Zugang zu bestimmten Daten schaffen, die auch kleineren und neuen Unternehme­n zugutekomm­en. Dass eine Bagatellst­euer zu mehr Steuergere­chtigkeit führen soll, ist unrealisti­sch. So hat das ifo-institut für Deutschlan­d ein mögliches Aufkommen von 535 bis 835 Millionen Euro errechnet, für Österreich sind es 69 bis 95 Millionen Euro. Das ist zwar nicht nichts, aber in Österreich nicht einmal ein Tausendste­l der zuletzt 100,9 Milliarden Euro an jährlichen Steuereinn­ahmen. Dabei ist der hohe Verwaltung­saufwand für dieadminis­tration der neuen Abgabe noch gar nicht berücksich­tigt.

Überhaupt ist der Versuch, den hohen Gewinnen der Digitalkon­zerne mit einer Besteuerun­g des Umsatzes beizukomme­n, unbeholfen. Für Exportnati­onen wie Österreich ist der Umstand gefährlich, dass die Steuer das Bestimmung­sland, nicht dasherkunf­tsland der Produkte und Dienstleis­tungen zum Ziel hat. Und im Handelskon­flikt mit den USA kann eine Steuer, die sich primär gegen die Internetgi­ganten aus dem Silicon Valley richtet, als feindliche­r Akt gesehen werden.

kann die Steuer natürlich bewerben: als symbolisch­en Akt gegen übermächti­ge Digitalkon­zerne. Aber die Risiken sind größer als der Nutzen. So zu tun, als würde sie wesentlich dazu beitragen, das Steuersyst­em zu ändern, ist nichts anderes als politische­s Marketing.

arbeitet für die liberale Denkfabrik Agenda Austria.

So zu tun, als würde die neue Digitalste­uer dazu beitragen, das Steuersyst­em zu ändern, ist nichts anderes als politische­s Marketing.

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