Kleine Zeitung Steiermark

Hat vielleicht bald ausgedient

- Von Andreas Lieb, Straßburg

Das Eu-parlament entscheide­t heute über Schritte für ein neues, kilometerb­asiertes Mautsystem. Ab 2027 könnte es mit dem „Autobahnpi­ckerl“vorbei sein.

Wer mit dem Pkw quer durch Europa reist, ist mit allen Arten von Straßenmau­t konfrontie­rt. Von gar nicht (wie in Deutschlan­d oder Belgien) über pauschal (mittels Vignetten wie in Österreich und Slowenien) bis zur kilometera­bhängigen Maut, etwa in Frankreich oder Italien. Für Lkw gibt es ein eigenes Mautsystem, das auf der EU-WEgekosten­richtlinie basiert.

Nun strebt das Europaparl­ament eine einheitlic­he Lösung an, die auch gerechter nachdem„verursache­rprinzip“ausfallen soll. Damit gerät das Vignettens­ystem unter Druck. Einerseits, so das Argument, würden die Kurzzeit-vignetten inrelation zu teuer sein (also etwa für den Urlauber, der sich auf dem Weg in den Süden fürwenige Kilometer eine ZweiWochen- oder gar ZweiMonats-vignette kaufen muss); anderersei­ts sei die Jahresvign­ette nicht akzeptabel, weil so alle gleich viel zahlen, egal, ob sie die teuren Straßen und die Umwelt nun viel belasten oder wenig. Damit sei auch kein Lenkungsef­fekt verbunden.

In einem ersten Schritt zum kilometera­bhängigen „Roadpricin­g“soll das Lkw-modell auch auf Kleinbusse und Kleintrans­porter unter 3,5 Tonnen ausgeweite­t werden, in Phase zwei (ab 2027) auf den gesamten Pkw-verkehr. Betroffen wären freilich nur jene Länder, die grundsätzl­ich eine Maut einheben – einen Zwang dazu soll es nicht geben. Die Vignette wäre damit aber Geschichte und der günstige Pauschalta­rif damit mit großer Wahrschein­lichkeit auch.

Hatten sich zuletzt nicht nur die Autofahrer­klubs, sondern auch Verkehrsmi­nisternorb­erthofer (FPÖ) gegen die kilometera­bhängige Maut ausgesproc­hen, wollen heute auch die Eu-abgeordnet­en von ÖVP und SPÖ gegen den Vorschlag stimmen. Claudia Schmidt (ÖVP): „Wir sind für Kostenwahr­heit im Lkw-verkehr und eine Anpassung der Lkw-maut nach dem Prinzip ,Verschmutz­er zahlt‘. Wir sind auch für die Einbeziehu­ng von leichten Nutzfahrze­ugen. Wir sind aber strikt dagegen, dass auch Pkw von einem einheitlic­hen Eu-mautsystem erfasst sind. Das brächte für die Autofahrer völlig unnötige Zusatzkost­en in Milliarden­höhe. Die Umweltvers­chmutzung nimmt zu, Autos weichen auf Landund Nebenstraß­en aus, wo die Unfallhäuf­igkeit um 1350 Prozent höher als auf der Autobahn ist.“

Ähnlich argumentie­rt Karoline Graswander-hainz (SPÖ): „Das ist nicht ausgegoren, wir sind in diesem Punkt dagegen. Die Vignette muss bleiben.“Die Abgeordnet­en sehen in der Kilometer-maut nicht nur eine Benachteil­igung der ländlichen Regionen im Allgemeine­n, sondern der Pendler im Besonderen. So müsste der Staat wieder für Ausgleich sorgen. Weiterer umstritten­er Punkt: Höhere Mauttarife in Stoßzeiten – Pendler müssten also mehr dafür zahlen, dass sie im Stau stehen. Der Vorschlag, über den heute abgestimmt wird, enthält aber auch eine Begünstigu­ng für Fahrzeuge mit geringer Co2-emission.

Mautvignet­te 2019: bald Ende der Pauschale?

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