Die schwierige Suche nach den Biopharmaka
Eine ambitionierte Forschungskooperation zwischen Medizin und Industrie will mit neuen Messmethoden an Biomoleküle heran.
Es geht um Biopharmaka, das sind beispielsweise künstlich erzeugte Proteine oder Enzyme, die die körpereigenen Biomoleküle ersetzen oder unterstützen sollen. Diese Riesenmoleküle mit extrem komplexer Struktur sind zwar einerseits großehoffnungsträger für künftige Therapien, andererseits aber viel schwieriger zu produzieren als klassische Medikamente. „Es fehlt uns anme- thoden, die Strukturen dieser Biomoleküle rasch aufzuklären“, erklärt Tobias Madl vom Gottfried-schatz-forschungszentrum dermed Uni Graz, der die Grundlagenforschung leitet.
Doch wie diese Strukturen erkennen? Da kommt die Grazer Hightech-firma Anton Paar ins Spiel, die Spezialist bei der sogenannten Röntgen-kleinwin- kelstreuung ist (SAXS). Diese Messmethode, die in Graz entwickelt wurde und nun bei Paar rund um Petra Kotnik weiterentwickelt wird, ist für diese Art von Molekülen ideal geeignet. Der dritte Partner, die Pharma-firma Boehringer-ingelheim, stellt die Präparate zur Verfügung – zuständig dort ist Stefan Krahulec, auch er ein Grazer.
Die Industrie sucht dringend Verfahren, die Produktion dieser Riesenmoleküle automatisch zu überwachen, um die Qualität zu sichern. Die SAXS- Methode gilt als bester Weg dazu – allerdings muss noch an der automatisierten Auswertung der Messkurven gefeilt werden. „Ursprünglich konnte man solche Messungen nur an einem Synchrotron machen. Heute hat man Saxs-geräte in wissenschaftlichen Einrichtungen und Entwicklungslabors“, erklärt Madl. Kann man die Automatisierung nochweiter verbessern, „können wir den Schritt in die Routineanalytik gehen. Das würde die Absatzmärkte enorm erweitern,“so Kotnik.