Wo Reis in rechteckigen Meeren wächst
schmackhaften Gericht verschmelzen lässt, wirft er noch einen Blick in die Zukunft. „Ich werde das erste Restaurant eröffnen, in dem nur Reisgerichte angeboten werden.“
Dafür ist die bezaubernde Stadt Novara bestens geeignet, ist das Piemont doch Italiens Reiskammer Nummer 1. Auf rund 200.000 Hektar wird hier Reis angebaut, allein in der Provinz Novara gibt es insgesamt 680 Reis verarbeitende Betriebe. Und Reis sei keinesfalls nur Reis, wie uns Luca Rizzotti bei einem Besuch seines Betriebs in Vespolate erklärt. Die Familie produziert sieben Sorten, die sich nach Größe, Rundung, Länge und Farbe unterscheiden. Neben demweißen gibt es auch roten und schwarzen Reis. Der Betrieb steht inmitten ausgedehnter Anbauflächen, rechteckige Äcker, die im April mit Wasser geflutetwerden und der Gegend das Aussehen eines unterteilten Meeres geben.
Ermöglicht wird der Anbau durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mittels des rund 90 Kilometer langen Kanals Cavour, der die Flüsse Po und Ticino verbindet. Graf Ca-
millo Benso di Cavour ließ diesen in den 1860er-jahren errichten. Bis zurmechanisierung des Reisanbaus Anfang der 1960erJahre waren in diesem Teil Italiens bis zu 280.000 Saisonarbeiterinnen, die Mondine, beschäftigt. Sie waren sowohl für die Aussaat als auch für die händische Beseitigung von Schädlingen zuständig. Harte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung führten Anfang des 20. Jahrhunderts zu erbitterten Streiks der Frauen. Die Folge: Italien war das erste Land, das den Acht-stunden-tag einführte. Mondine gibt es heute keine mehr, geblieben sind aber die Mücken, die in den gefluteten Feldern das Paradies vorfinden. „Im Sommer wimmelt es von ihnen“, sagt Andrea Pavese, der mit seiner Familie ebenfalls Reis anbaut und den Landsitz zu einemagriturismo-betriebumgestaltet hat.
Kommen wir zur zweiten Spezialität des Piemont, dem Gorgonzola. Der beste wird in Castel- lazzo von der Familie Baruffaldi hergestellt. „Hundert Liter Milch brauchen wir für einen Laib Gorgonzola mit 12 Kilo“, erzählt Maria Theresa Baruffaldi, während sie uns stolz die Käserei zeigt, die sie mit ihrem Mann Angelo in der vierten Generation führt. Ein Großteil der Produktion geht in den Export, der größte Abnehmermarkt ist Frankreich. Und nach der Verkostung kann man nur sagen: Besser geht fast nicht!
Als Ausgleich zu den kulinarischen Genüssen lohnt sich eine Besichtigung der Basilika San Gaudenzio in Novara, die 1888 erbautwurde. Eine architektonische Besonderheit ist die von Alessandro Antonelli entworfene 121 Meter hohe Kuppel, von der man, hat man sich erst einmal hinaus in den kleinen Rundgang gewagt, eine fantastische Aussicht genießt. Auch beim Bau dieser Kuppel spielte das Essen keine unwesentliche Rolle, denn um diesen zu finanzieren, wurde eigens eine „Fleischsteuer“eingeführt.