Die Steiermark – ein Abbild Österreichs?
Steiermark wächst wie nie zuvor“, schrieb die Kleine Zeitung fast triumphierend am
18. Oktober. Das kontinuierliche Bevölkerungswachstum seit 1990 ist Anzeichen einer positiven Entwickelung. Statistische Durchschnitte sind jedoch häufig irreführend – so auch hier. Die Steiermark ist nicht nur landschaftlich ein Abbild Österreichs. Ein problematischer Aspekt der Entwicklung Österreichs ist die enorme Konzentration von Bevölkerung und Humankapital auf Wien, was zu einem starken Braindrain qualifizierter Kräfte weg aus den Bundesländern führt.
In der Steiermark ist dies noch dramatischer. Vonihren dreizehnbezirkenweisen nur vier eine positive Bevölkerungsbilanz auf: Sie gehören durchwegs zum Großraum Graz. Die neun anderen haben in den letzten zehn Jahren Einwohner verloren. Ein starker Bevölkerungsrückgang bedeutet eineverschlechterung der Lebensbedingungenundeinenverlust an Lebensqualität für die Verbleibenden. Geschäfte schließen, öffentliche Einrichtungen dünnen aus, Wohnbauten verkommen, junge Leute finden schwer Arbeit oder Ehepartner, Lehrer, Ärzte und Angehörige anderer Professionen wohnen nicht mehr am Ort, sondern pendeln nach Graz.
könnte man tun, um diese Polarisierung zu bremsen? Die Förderung von Betriebsansiedlungen fällt einem als Erstes ein. Die Investition der Voestalpine in ein neues Drahtwalzwerk in Donawitz ist ein Lichtblick. Es sind auch viele leistungsfähigekmus in der Obersteiermark entstanden, aber noch viel zuwenige. Relevant wäre auch derausbau derverkehrsverbindungen, wenn hier auch keinewunder zu erwarten sind. Dringend wäre die Verbesserung der Eisenbahnverbindungen nach Linz und Salzburg. Das Gleiche gilt für das „ewige“Problem der Verbindung Pyhrn–tauernautobahn. Kritisch zu sehen ist aber auch – ebenso wie im Falle Wien/österreich – die Konzentration aller Regierungs- und Verwaltungseinheiten der Steiermark auf Graz. Warum könnte man nicht einzelne Abteilungen in die Obersteiermark verlagern? Bayern praktiziert dies im Falle von München schon länger mit Erfolg.
Von den dreizehn steirischen Bezirken weisen nur vier eine positive Bevölkerungsbilanz auf: Sie gehören allezum Großraum Graz.
lehrte Soziologie an der Universität Graz.