Von Kathrin Stainer-hämmerle
Die 1990er-jahre begannen in Österreich eigentlich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989. Eine halbe Stunde vor Mitternacht öffneten sich in der Bornholmer Straße die Grenzbalken zwischen Ost- und Westberlin. Stunden später feierte nicht nur eine ganze Stadt, sondern ganz Europa das Ende der Teilung des Kontinents. Die Berliner Mauer, abschreckendstes Symbol des Kalten Krieges, fiel begeisterten Bürgern mit Spitzhacke, Hammer und Meißel zum Opfer. Eine Epoche ging mit vielen Freudentränen, auch vor den österreichischen Tv-bildschirmen, zu Ende.
Der Us-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama verkündete gar das Ende der Geschichte. Totalitäre Systeme wie Faschismus und Kommunismus seien gescheitert. Derweg für die liberale Demokratie sei somit frei. Der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky relativierte dies später mit den Worten: „Der Kapitalismus hat nicht gesiegt. Er ist nur übrig geblieben.“In Österreich ging in diesem Jahrzehnt die 30-jährige Dominanz der SPÖ zu Ende. Vranitzkys Nachfolger Viktor Klima verteidigte bei der Nationalratswahl 1999 zwar den ersten Platz, verlor aber den- noch das Bundeskanzleramt an Wolfgang Schüssel.
Der Weg Österreichs in eine neue globalisierte Welt begann auch mit Franz Viehböck. 1991 brachte der erste österreichische Astronaut seinem sowjetischenkollegen auf derweltraumstationmirmozartkugeln ins Weltall. Doch die Freude über die neue, weltumspannende Völkerverständigung währte nicht lange. Schon damals taten sich rasch erste Risse innerhalb Österreichs auf, wie willkommen die neuen Nachbarn in Europa tatsächlich sind. Jörg Haider erkannte die veränderte Stimmungslage sehr rasch und nutzte sie geschickt für den weiteren Aufstieg der FPÖ. Nach seinem Kampf gegen den rot-schwarzen Proporz, gegen „Privilegienritter und Bonzen“erweiterte er sein rhetorisches Repertoire um jene, die den „Anständigen und Fleißigen im Lande“die Arbeitsplätze wegnehmen. Haider spielte ohne Skrupel Arbeitslose gegen Asylanten aus. „Österreich zuerst“lautete seine Parole, lange bevor Trump mit „America First“zum Us-präsidenten aufstieg. aiders Volksbegehren 1993 unterschrieben über 400.000 Österreicher und reihten es so auf Platz 16 der heutigen Bestenliste. Der scharfe Ton und die polarisierenden
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