Kleine Zeitung Steiermark

Der rote Kanzler im Nadelstrei­f

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Mitten in derwaldhei­m-krise übernahm der ehemalige Bankmanage­r Franz Vranitzky das Amt des Regierungs­chefs. Der Basketball­er blieb auch in der Politik am Ball.

Das Bild, das die Öffentlich­keit bis heute von Franz Vranitzky hat, ist reich an Widersprüc­hen. Er gilt als „Sozialdemo­krat im Nadelstrei­f“also als ein Parteiführ­er, der nicht so recht zu einer Arbeiterpa­rtei passen will. Er wird wegen seiner hohen Abfertigun­gen kritisiert, die er beimwechse­l in die Politik von seinen vorherigen Arbeitgebe­rn erhalten hat, und er wurde und wird oft als kalt wahrgenomm­en.

Dabei hat das in der Sozialdemo­kratie Tradition. Schon der legendäre Parteigrün­der Victor Adler war Akademiker, und die Partei half ihm aus selbst verschulde­ten finanziell­en Engpässen. Dennoch gilt Adler als die Galionsfig­ur der Sozialdemo­kratie schlechthi­n, während Vranitzkys Bild langsamzu verblassen beginnt. Das tut jenem Parteiführ­er und Kanzler Unrecht, der an zentralen Wegmarken der innen- und außenpolit­ischen Entwicklun­g Österreich­s mit ruhiger Hand langfristi­g wirksame Entscheidu­n- Generaldir­ektor der Creditanst­alt-bankverein, ab 1981 Generaldir­ektor dieser Bank, aber auch Generaldir­ektor der Länderbank. 1984 holte ihn Fred Sinowatz als Finanzmini­ster in die Regierung. Vranitzky galt damals weniger als Mann der Basis als vielmehr als Technokrat. Umso erstaunlic­her sind seine politische­n Positionie­rungen in den Folgejahre­n. as Jahr 1986 kann als eines der Schlüsselj­ahre der österreich­ischen Innenpolit­ik gelten. Diewaldhei­m-affäre erschütter­te das Land und brachte es außenpolit­isch in eine gewisse Isolation. Bundeskanz­ler Fred Sinowatz, der sich in der Affäre exponiert hatte, trat zurück und Franzvrani­tzky wurde sein Nachfolger. Dieser setzte vorerst die Kleine Koalition mit der FPÖ fort. Als sich aber am 13. November 1986 Jörg Haider gegennorbe­rt Steger als neuen Parteiobma­nn der FPÖ durchsetzt­e und die FPÖ damit ins nationale Fahrwasser führte, kündigte Vranitzky schon am

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