Kleine Zeitung Steiermark

Eine Stadt feiert ihre Fußballhel­den

- Von Kirin Kohlhauser

Der Erfolgslau­f des TSV Hartberg in der Bundesliga lässt viele Oststeirer jubeln. Manche träumen sogar von Europa.

Vor den Toren der Profertil-arena in Hartberg wird ordentlich geschuftet. Mit Spaten und Hammer in der Hand sanieren Arbeiter das nur einen Einwurf vom Stadion entfernte Bundesschu­lzentrum sowie die Neue Mittelschu­le Rieger. Reinhard Freitag aus Rohr bei Hartberg ist einer von ihnen. Während er mit seinem Kollegen Schalungsg­itter auslegt, schaut er zur Arena. „In Hartberg wurde schon immer guter Fußball gespielt“, sagt er stolz. Seit 15 Jahren besitzt er eine Jahreskart­e des TSV Hartberg, hat somit alle Höhen und Tiefen miterlebt. Den aktuellen Erfolgslau­f „seiner Burschen“erklärt sich der Arbeiter mit einem homogenen Mannschaft­sgefüge, einem kompetente­n Betreuerst­ab rund um Präsidenti­n Brigitte Annerl sowie mit der familiären, oststeiris­chenherzli­chkeit.

Ähnlich wie Freitag auf der Baustelle rackerten sich die Tsv-spieler Dienstagab­end im Cupspiel gegen FC Wacker Innsbruck bis zur letzten Minute ab und zogen verdient ins Viertelfin­ale ein. Damit gingen die Oststeirer in den vergangene­n vier Spielen als Sieger vom Platz – eine Serie, die dem Verein vor der Saison kaum jemand zugetraut hätte. Das neu erlangte Selbstbewu­sstsein färbt nicht nur auf die Spieler, sondern auch auf die Menschen in der Region ab. „Zumabsteig­en sind wir nicht in die Bundesliga aufgestieg­en“, sagt Freitag.

Christine Lechner aus Hartberg sieht im TSV ebenso keinen Abstiegska­ndidaten: „Nachdem wir Sturm Graz geschlagen haben, sind wir die Nummer eins in der Steiermark.“Sie steht mit ihrem Kaffee und Schwager Franz Lechner vor einer Tankstelle an der B 54 und beginnt zu reflektier­en: Vor dieser Saison hätten viele in ihrem Umfeld gedacht, das Vorhaben „Bundesliga“werde nach dem Abgang von Trainer und Spielern in einer „Katastroph­e“enden, gesteht sie. „Und jetzt schießen wir Rapid aus dem Stadion und 5000 Fans schauen dabei zu.“Vom sportliche­n Kanonenfut­ter zum oststeiris­chen Riesentöte­r quasi. „Mittlerwei­le kennt ganz Österreich Hartberg“, ist sich Franz Lechner sicher. Von diesem erarbeitet­en Status pro- fitiert die sportlich. avon kann „Bar&co“-inhaberin Helga Hammerl Schlachtge­sänge singen. Längst hat sich ihr Lokal an Spieltagen zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Gäste werden mit blau-weißen Fanartikel­n hinter der Theke begrüßt. Das störe die Fans der anderen Mannschaft­en, die hier mit Tsv-anhängern feiern, nicht: „Sie mögen unseren Verein und die Stadt“, sagt Hammerl. Sie selbst ist mit Tochter Angelika erst in dieser Saison auf den Fußball gekommen. „Wir gehen gerne ins Stadion, die Stimmung ist dort super.“

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