Von Ulrich Dunst
es das Aus für bäuerliche Familienbetriebe. Immer zu hoffen, dass es irgendwo anders auf der Welt Dürre, Frost oder einen Ernteausfall gibt, damit zu Hause die Preise wieder ins Lot geraten, ist kein Zukunftsmodell.
Doch Österreich geht ja in vielen Bereichen einen anderen Weg mit höheren Qualitätsauflagen.
Ja, aber zu welch paradoxer Situation das führt, sehen wir aktuell bei Kartoffeln. Aufgrund unserer gesellschaftlichen Entwicklung gibt es bei uns Vorgaben, auch abseits von Bio fast keine Pflanzenschutzmittel mehr einzusetzen, durchaus auf Druck von NGOS. Das führt heuer dazu, dass derzeit 78 Prozent der Erdäpfelernte in Österreich vernichtet werden müssen, weil die Erdäpfel vom Drahtwurm befallen sind. Wir schmeißen derzeit einemenge weg, mit der man ein Jahr lang 2,5 Millionen Österreicher ernähren könnte.
Wird ohnehin zu viel produziert?
In diesem Fall werden wir wohl ab Frühling keine heimischen Erdäpfel mehr haben. Deshalb wird Österreich ab März aber nicht aufhören, Chips oder Pommes zu essen. Sie kommen halt aus Ägypten oder der Türkei – und fragt dort wer nach, wie produziert wird? Das ist so paradox: Was irgendwo auf der Welt aufs Essen gespritzt wird, ist fast jedem völlig wurscht. Nur in Österreich, da müssen wir am allerstrengsten sein. ... ja, aber gerade bei der heimischen Putenproduktion sieht man, dass es dermarkt nicht honoriert. Wir haben hier die schärfstentierschutzvorschriften, aber niemand kauft’s. Im Regal liegt das ausländische Putenfleisch um 4,99 Euro je Kilo neben dem heimischen Qualitäts-putenfleischum10,99 Euro. Da dürfen Sie dreimal raten, wo die Leute hingreifen.
Wie schafft man es, dass der Kunde zum 10,99-Euro-produkt greift? Dieser Preisdruck durch ausländische Billigware zieht sich ja durch alle Sortimente.
Es lässt sich ja ein BMW oder Mercedes auch verkaufen, es kauft nicht jeder nur einen günstigen Dacia. Warum? Weil mit Premium-autos eine Wertigkeit vermittelt wird. Wir haben es bei Lebensmitteln versäumt, zu zeigen, wie wertvoll sie sind. In Autos wird meist nur das beste Motoröl gefüllt, und was in den Körper gefüllt wird, da ist nur der billigste Preis entscheidend.
Wurde der Konsument auch in diese Richtung erzogen?