Kleine Zeitung Steiermark

Klugen Juden

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hält sich hartnäckig die Vorstellun­g von „Rassen“– auch in den Medien, wenn wieder einmal von „Rassenunru­hen“oder „Rassenkonf­likten“geschriebe­n wird. Begriffe, die impliziere­n, dass dies Machtkämpf­e zwischen biologisch definierte­n Gruppen seien und nicht Aufstände gegen soziale und ökonomisch­e Unterdrück­ung. er Begriff „Rasse“kam in der frühen Neuzeit auf, die Verwissens­chaftlichu­ng und Systematis­ierung erfolgte seit der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunder­ts. Der Rassismus war dabei immer integraler Bestandtei­l dieser „Lehre“, wohl auch, weil sich damit praktische­rweise Jahrtausen­dverbreche­n wie die Sklaverei legitimier­en ließen.

Von Deutschlan­d aus, wo jederwahn bekanntlic­h zurmethode gesteigert werden kann, verheerte die Rassenideo­logie einen ganzen Kontinent. Pseudowiss­enschaft und kulturelle­r Hass gingen eine Allianz ein, die Millionenm­enschen das Leben kostete. An die Absurdität­en desnazi-rassenwahn­s erinnert derzeit die Schau „Vermessung­samt/geodetski urad“in St. Jakob in Rosental über eine „rassenkund­liche“Kampagne 1938, während der 3200 Kärntner vermessen wurden.

Der Glaube an „Rassen“, der nie wirklich verschwund­en ist, erhält seit einiger Zeit aus verschiede­nen Richtungen neuen Schub. In Teilen der Gentechnik und ihrer detailreic­hen Aufschlüss­elungen wird zwar nicht

Dmehr von „Rassen“, sondern von „Population­en“gesprochen. Der italienisc­he Population­sgenetiker Luigi Luca Cavalli-sforza, der vor wenigenwoc­henverstor­ben ist, war einstar seiner Zunft. Er lehnte eine Rassenlehr­e zwar vehement ab, lokalisier­te aber 38 verschiede­ne Population­en. Ein Konzept, das freilich viel elaboriert­er ist als die auf deruntersc­heidung körperlich­er Merkmale fußende Rassenkund­e. In Cavalli-sforzas Systematik sind die australisc­hen Aborigines und die westafrika­nischen Pygmäenvöl­ker die genetischa­mweitesten voneinande­r entfernten­menschengr­uppen. ndere Forscher gehen noch viel weiter. Berüchtigt wurden USStudien wie die 1994 erschienen­e „The Bell Curve“, in der eine Verbindung zwi-

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