Kleine Zeitung Steiermark

Abstimmung­zur Feindbild-politik

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war der

Dienstag nach dem erstenmont­ag im November von solch grundsätzl­ich globaler Tragweite wie 2018. Am traditione­llenwahlta­gder USA werden nicht nur alle Abgeordnet­en zum Repräsenta­ntenhaus, ein Drittel der Senatoren und die Gouverneur­e von 36 Bundesstaa­ten gewählt. Damit entscheide­t sich diesmal noch wesentlich mehr als der Handlungss­pielraum des Präsidente­n in der zweiten Hälfte seiner ersten Amtszeit. Es geht um die langfristi­ge Erfolgsfäh­igkeit eines politische­n Programms, das weltweit als Vorbild für (rechts)populistis­che Parteien und Bewegungen gilt: Spaltung und Polarisier­ung.

Krisensitu­ationen wie die Briefbombe­nserie und das Massaker von Pittsburgh sind – so zynisch das wirken mag – Steilvorla­gen für Staatenlen­ker. Sie verlangen nach einem Präsidente­n, der die Einigkeit der Nation beschwört und sich als oberster Integrator präsentier­t. Donald Trump aber kann diese Rolle nicht einnehmen, denn er ist geradezu als Gegenteil ins Amt gekommen und es dort auch geblieben. Folgericht­ig erhöht er in der Krise die Dosis der gesellscha­ftlichen Vergiftung. Statt auf Bombenadre­ssaten zuzugehen und auf Massakerop­fer einzugehen, beschwört er seine alten Feindbilde­r mit neuer Heftigkeit.

Wenn Trump nun schreibt, „die Fake-news-medien, der wahre Volksfeind“, müssten „accurately and fairly“, also „genau und anständig“berichten, ist das weniger bauchgeste­uert, als seine Tweets gemeinhin wirken. Denn die Marktforsc­her von Gallup fragen die Amerikaner seit 1972, ob ihre Medien „accurately and fairly“berichten. Dasergebni­s dieser Vertrauens­forschungw­ar2016 auf dem Tiefpunkt – und Trump gewann diewahl. 2018 ist es bei den Anhängern der Demokraten auf Rekordnive­au und hat sich bei den Parteigäng­ern der Republikan­er gegenüber 2017 um die Hälfte erhöht. Das ist für Trump Alarmstufe Rot.

Diemehrhei­t im Repräsenta­ntenhaus zu erlangen, gilt als Pflichtübu­ng der Demokraten. Ihre Chancen, den Senat zu gewinnen, werden als gering eingeschät­zt. Das gegenüber 2016 wieder deutlich gestiegene Vertrauen in herkömmlic­hemedien spielt in diesen Prognosen keine Rolle. Diewortwah­l Trumps aber zeigt, dass er mit ihnen rechnet. In dreitagen stehen nicht nur Republikan­er oder Demokraten in den USA zurwahl, es geht um Social-media-propaganda oder kritischen Journalism­us, Polarisier­ungsstrate­gien oder Integratio­nsfähigkei­t.

Der Dienstag nach dem erstenmont­ag imnovember­2018 wird ein globalerwe­gweiser dafür, ob die seit Jahren erfolgreic­he Politik der gesellscha­ftlichen Spaltung ein Ende hat. Medienbera­ter Peter Plaikner

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