„Fast jede Nation in Europa hatte ihren Angelo“
Im Historienfilm „Angelo“erzählt Markus Schleinzer die Geschichte von Angelo Soliman, dem „Hofmohr“Wiens. Über das Fremde und das Üppige.
Ihr Film ist angelehnt an die Geschichte von Angelo Soliman, der im 18. Jahrhundert als Bub von Sklavenhändlern eingefangen und nach Wien gebracht wurde, wo er als „Hofmohr“lebte. Wie sind Sie auf ihn gekommen?
MARKUS SCHLEINZER: „Angelo“ist mein zweiter Film als Regisseur. Der erste, „Michael“, war trocken und trist, weil wir uns aufgrund des Themas Pädophilie jede Form von Sinnlichkeit verboten hatten. Danach habe ich unglaubliche Lust verspürt, etwas Sinnliches, Schönes zu machen. Ein Film lebt letztendlich von der Schönheit seiner Bilder, auch von seinen Farben, Kostümen und seiner Ausstattung. Beim Kostümfilm kannst du ins Volle greifen.
Zur Person
Wie denn?
Ich habe ein paar Anekdoten gekannt: dass er hier gelebt hat, dass man ihn nach seinem Tod ausgestopft hat, dass man ihm eine Frau aus Afrika gesucht hat, die er heiraten musste. Dass er der beste Freund des Kaisers war und stets mit ihm spazieren gegangen ist. Im Zuge meiner Recherche bin ich draufgekommen, dass nur weniges davon, was wir vor uns hertragen und weitergeben, wahr ist.
Was davon ist denn wahr? Wie viel weiß man über Soliman?
Das würde dieses Interview sprengen. Es fängt schon damit an: Abwann gilt etwas alswahr? Es gibt ganz wenig Material über ihn. Manweiß nicht, wo er in Europa angekommen ist. Das erste Mal taucht er in den Abrechnungsbüchern des Hauses Liechtenstein auf. Dort ist minutiös verzeichnet, was man ihm jedes Jahr zum Anziehen gekauft hat. Darin haben alle Mitarbeiter ihre klare Position, er nicht. Einmal wird er als Unterhalter, einmal als Berater, meist jedoch als „Hofmohr“geführt. Was er mit Sicherheitwar – ein Schicksal, das er mit vielen Menschen geteilt hat: Erwar ein Ornament. In einer Zeit, in der Herrschaften mit Geld Schiffe in ferne Länder schicken konnten, ist so eine große Sucht nach