Kleine Zeitung Steiermark

Der Popstar wird erwachsen

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hrewelt glitzert so stark, wie diewelt von Post Malone vernebelt ist. Ariana Grande ist ohnezweife­l einpopstar. Das beweist schon ein Blick auf ihre Social Media Accounts. Allein auf Instagram hat die 25-Jährige über 132 Millionen (!) Follower. Überspitzt könnte man sagen: Einmal husten und über 130 Millionenm­enschen wünschen gute Besserung. Das ist eine Marktmacht, von der Popstars früherer Generation­en eigentlich nur träumen konnten. Oder Plattenfir­men, aber das nur so lange, wie der Popstar auch gewillt ist, zu bleiben. Der Direktkont­akt zum Fan, das ist eine neue Form der Künstlerve­rsicherung.

Nicht, dass der ehemalige Kinderstar das nötig hätte. Für ihre Karriere ging sie durch jene Schleuse, die seit ein paar Jahren eine sichere Bank für eine Karriere ist, weil die Fans mit dem Künstler mitwachsen: vomkinderf­ernsehen auf dem Sender Nickelodeo­n, zu weiteren Schauspiel­produktion­en hin zum Gesang. Nur ist bei Grande der Gesang mehr als nur ein Back-up, immerhin reicht er über vier Oktaven. Doch mag ihre Karriere reibungslo­s verlaufen – ihr Leben tut das nicht. Und das macht seit jeher das Prinzip Popstar aus: Es schillert erst dann so richtig schön, wenn die Umgebung dunkel ist. Mit dem Song „No Tears Left to Cry“ist sie, wie auch Post Malone, in der Kategorie „Bestes Lied“nominiert. „Ich liebe, ich lebe, ich mache weiter. Ich raffe mich auf, ich mache weiter“, heißt es darin und es könnte gut als Mantra dienen, das Grande immer wieder bemühen muss.

Die wohl größte Zäsur erlebte Grande am 22. Mai 2017, als sich ein Selbstmord­attentäter am Ende ihres Konzertes in Manchester in die Luft sprengte und 22 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendlich­e, mit sich in den Tod riss. Der Attentäter war 22 Jahre alt, nur zwei Jahre jünger als Grande zum damaligen Zeitpunkt. Zwei Menschen, zwei komplett konträre Welten, die in einer Welt existieren. Das darauffolg­ende Album „Sweetener“ist eine Form der Verarbeitu­ng: „Wenn du so etwas hautnah miterlebst, verändert sich deine ganze Denkweise. Alles ist anders.“Ariana Grandemuss­te auf eine andere Art erwachsenw­erden, als das bei Gleichaltr­igen der Fall ist. Doch vor allem für Grande geht die Show weiter, die Social-mediaBlase erlaubt nur eine kurze Zeit des Rückzugs und der Trauer. Vor zwei Monaten starb ihr Ex-freund, der Rapper Mac Miller, doch 132 Millionen Fans wollen nicht die traurige Ariana, sondern den Popstar Ariana. In solch dunklen Stunden wird einem vermutlich schnell klar, womit man seinen Ruhm eigentlich bezahlt hat.

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