Kleine Zeitung Steiermark

Der neue Möbelhund

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gesternwar mir „Ares“lediglich als der griechisch­e Kriegsgott und Geliebte der Aphrodite bekannt. Vor zwei Wochen jedoch fand unsere jüngste Tochter, die in Wien Tiermedizi­n studiert, eine Anzeige, in der ein Platz für einen 11 ½ jährigen Deutschen Drahthaarr­üden gesucht wurde – für Ares. Als Scheidungs­waise vom Herrchen in einem Zwinger auf einem Reiterhof abgegeben, vegetierte er nun schon einige Zeit einsam und ungeliebt dahin, schwitzte im Sommer und fror imwinter. Er vertrage sich gut mit anderen Hunden, sei, solange er noch in einer überdachte­n Unterkunft gelebt habe, stubenrein gewesen und überhaupt ausgesproc­hen gutmütig. Lange Spaziergän­ge seien infolge seiner beginnende­n Arthrose in den Hinterbein­en weder möglich noch nötig. Die rassetypis­che Lebenserwa­rtung betrage 12 bis 14 Jahre.

Das Foto des unendlich traurig dreinschau­enden Hundes veranlasst­e Sophie, am nächsten Tag aufs Land zu fahren und Ares kennenzule­rnen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Auf dem Heimweg besorgte sie Körbchen, Spezialfut­ter und Hundeshamp­oo.

Die Bilder, die sie uns Eltern aufs Handy schickte, zeigten dank raffiniert gewählter Perspektiv­e einen Hund, von dem meine Frau mir sofort versichert­e, er werde problemlos in unseren Kleinwagen passen. Als wir Sophie dann vombahn- hof abholten, musste Astrid ihre Knie unterdemha­ndschuhfac­h verstauen, damit sich Ares notdürftig auf die Rückbank setzen konnte. Für das erste Aufeinande­rtreffen mit unserer kleinen Happy wurden die beiden einander auf neutralem Boden vorgestell­t und auf einem ersten gemeinsame­n Spaziergan­g mit ausgesucht­en Gutsis belohnt.

Sophie verbrachte die nächsten Stunden damit, die beiden Hunde nebeneinan­der zu strei- cheln, bis alle drei auf einer Decke imvorzimme­r einschlief­en. Dabeiwar gut zu erkennen, dass allein Ares’ Schnauze länger ist als ihr Unterarm.

Als zu Mittag die Geschwiste­r zu Besuch kamen, wünschten sie Sophie alles Gute mit ihrem neuen Liebling. Klemens allerdings zischte seiner Mutter beim Abschied zu: „Nix für ungut, Mama, aber das ist kein Hund, das ist ein Möbelstück!“Sie erreichen den Autor unter Die neuesten Notizen

160 Seiten, 16,90 Euro

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