Privatkonkurse auf Rekordniveau
Die Novelle der Privatinsolvenzen hat zu einer deutlichen Zunahme an Verfahren geführt. Den befürchteten Konkurs zum „Nulltarif“gibt es hingegen nur selten.
Seit über 28 Jahren kann man in Österreich Privatkonkurs anmelden. Doch erst seit einem Jahr steht diese Möglichkeit wirklich jedem offen. Denn am 1. November 2017 trat die Novelle des Privatinsolvenzrechts in Kraft. Kern der Reform: Es gibt in den sogenannten Abschöpfungsverfahren keine Mindestquote mehr, die ein Schuldner zurückzahlen muss. Auch die Verfahrensdauer wurde von sieben auf fünf Jahre reduziert.
Das ermöglicht zwei Gruppen von Schuldnern den Privatkonkurs, denen dieser bisher verwehrt war: Personen mit geringen Schulden und geringem Einkommen und ehemaligen Unternehmern, die auf einem enormen Schuldenberg sitzen.
Und tatsächlich ist die Zahl der Privatinsolvenzen deutlich gestiegen. Erstmals seit 1995 wurde die Marke von 10.000 Fällen durchbrochen.
In der Steiermark gab es laut den Kreditschützern von AKV und KSV1870 eine Zunahme von über 80 Prozent. Wobei der Höhepunkt im Juni und Juliwar. Auch wenn die Kurve inzwischen langsam abflacht, werde die Zahl der Privatpleiten auch weiterhin hoch bleiben, sagt Franz Blantz, Geschäftsstellenleiter desakv ingraz: „Die ExUnternehmer treiben auch die Höhe der Passiva nach oben.“In Österreich lag die Summe der Gesamtverbindlichkeiten beim Rekordwert von 1,6 Milliarden Euro.
Der größte Fall in der Steiermark sei ein ehemaliger Drucker mitaußenständen in Höhe von 12,5 Millionen Euro, sagt Blantz. Der bekannteste Fall ist jedoch der ehemalige SturmPräsident Hannes Kartnig, der 8,8 Millionen Euro an Schulden angemeldet hat. „Fälle mit Schulden in Millionenhöhe wird es nun öfter geben“, sagt auch René Jonke, Niederlassungsleiter des KSV1870. Die Befürchtungen, dass viele Betroffene sich zum „Nulltarif“entschulden würden, sind übrigens nicht eingetreten. Rund zwei Drittel der Verfahren en-