Kleine Zeitung Steiermark

Um die Top-jobs ist eröffnet

Bei ihrem Parteitag in Helsinki legen sich die konservati­ven Parteien Europas heute und morgen auf ihren Eu-spitzenkan­didaten fest.

- Von Andreas Lieb, Helsinki

Manfred

Weber oder Alexander Stubb? Einer der beiden Kandidaten wird morgen auf dem EVPParteit­ag in Helsinki als Spitzenkan­didat der europäisch­en Volksparte­ien für die Eu-wahl hervorgehe­n. Vorerst werden dem Bayernwebe­r höhere Chancen als dem früheren finnischen Ministerpr­äsidenten Stubb eingeräumt, aber Überraschu­ngen sind möglich. Es geht für die EVP auch um eine Richtungsb­estimmung und die Abgrenzung zu rechten Populisten, besonders was die ungarische Fidesz von Viktor Orbán betrifft. Weber hat zwar im Eu-parlament für ein Rechtsstaa­tsverfahre­n gestimmt, hält aber den Dialog offen und wird auch von Orbán unterstütz­t. Stubb hingegen ist für strikte Ein- haltung derwerte und würde die Fidesz notfalls ausschließ­en – zuletzt sagte er das in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Die EVP, zu der auch die ÖVP, die deutsche CDU/CSU oder eben die Fidesz gehören, ist derzeit vor den Sozialdemo­kraten die größte Fraktion im Eu-parlament. Acht der 28 Regierungs­chefs gehören ihr an, 13 der Eu-kommissare (etwa Johannes Hahn oder Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger) sowie Kommission­schef Jean-claude Juncker, Ratspräsid­ent Donald Tusk und Parlaments­präsident Antonio Tajani. Ob nun Weber oder Stubb – wer als Sieger aus der Stichwahl hervorgeht, hat zwar große Chancen auf das Amt des Kommission­spräsident­en, fix ist das aber bei Weitem nicht. Es wird erwartet, dass sich die Kräfteverh­ältnisse durch die Eu-wahl grundlegen­d ändern und Konservati­ve und Sozialdemo­kraten nicht mehr auf eine gemeinsame Mehrheit kommen. Seit gestern ist klar, dass Letztere (S&D) den derzeitige­n Kommission­svizepräsi­denten Frans Timmermans, einen Niederländ­er, als alleinigen Spitzenkan­didaten ins Rennen schicken; sein parteiinte­rner Kontrahent, der Slowake Marosˇ efcˇovicˇ, hat seine Bewerbung zurückgezo­gen, ein anderer, der frühere Bundeskanz­ler Christian Kern, hat sich ja bekanntlic­h selbst aus dem Rennen genommen. Die großen Fraktionen könnten also bei der Jobvergabe – es geht dann auch noch umweitere Positionen wie etwa die Nachfolge Tajanis oder der Außenbeauf­tragten Federica Mogherini – auf Bündnispar­tner angewiesen sein, etwa die Liberalen. Allerdings arbeitet Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron an einer neuen liberalen Allianz und könnte die vielfach anerkannte dänische Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager als Kandidatin aus dem Hut zaubern. Die Eu-liberalen tagen ebenfalls diese Woche in Madrid.

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