Eine Frage des Stils
Trump und der neu gewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro haben eines gemeinsam: Sie machen Stimmung gegenmedien. Wenn Trump CNN und Co. die Schuld gibt, dass ihre Redaktionen Briefbomben von einem Fan erhalten, entspricht das einer unbegreiflichen Täter-opfer-umkehr. Doch Auftritte des Us-präsidenten imwahlkampf zu den Midterm-elections, die diese Nacht stattfanden, offenbaren auch zu Themen wie Zuwanderung eine – sagen wir so – sehr eigentümliche Logik. Was nicht ins eigene Weltbild passt, haben einfach andere erfunden.
Bolsonaro geht noch einen Schritt weiter und stellt die Pressevielfalt offen infrage. Ihm gegenüber kritischemedien wie die „Folha de S. Paulo“seien „erledigt“. Die für staatliche Werbung ihm zur Verfügung stehende halbe Milliarde Dollar erhalten zukünftig eher wohlmeinendemedien. Das könnte das Aus für viele brasilianische Nachrichten bedeuten.
Immermehrmenschen machen sich ohne ausgewogene Informationen ein Bild von derwelt, obwohl das Internet gerade das Gegenteil versprach. Statt einer gerechteren Welt durch Informationen und schrankenlose Kommunikation sind die Unterschiede zwischen den Staaten nicht geringer geworden, sondern nur daswissen darüber. Innerhalb der Gesellschaften verschärften sich die Gegensätze sogar und führten zu Parallelgesellschaften.
Angst und Hetze aufgebauter Populismus nutzt diese Stimmung und Spaltung. Grundlage sind Bedrohungsgefühle und Verschwörungstheorien, zu deren Erklärung journalistischemedien nicht mehr beitragen sollen. Vielen Politikern und Parteien ist der eigene Machterhalt wichtiger als diewahrung von demokratischengrundpfeilern. Daherverbreitensie eigene (oft auch eigenartige) Interpretationen über verschiedene Plattformen wie Twitter und verhindern kritisches Hinterfragen oder Kontrolle der präsentierten Fakten durch Journalismus.
Diese Nacht wurde in den USA nicht nur über die Politik Trumps abgestimmt, sondern auch über diesen Stil.
„Vielen Politikern und Parteien ist der eigene Machterhalt wichtiger als die Wahrung von demokratischen Grundpfeilern.“
lehrt Politikwissenschaften an der Fachhochschule Kärnten.