Kleine Zeitung Steiermark

Eine Frage des Stils

- Kathrin Stainer-hämmerle

Trump und der neu gewählte brasiliani­sche Präsident Jair Bolsonaro haben eines gemeinsam: Sie machen Stimmung gegenmedie­n. Wenn Trump CNN und Co. die Schuld gibt, dass ihre Redaktione­n Briefbombe­n von einem Fan erhalten, entspricht das einer unbegreifl­ichen Täter-opfer-umkehr. Doch Auftritte des Us-präsidente­n imwahlkamp­f zu den Midterm-elections, die diese Nacht stattfande­n, offenbaren auch zu Themen wie Zuwanderun­g eine – sagen wir so – sehr eigentümli­che Logik. Was nicht ins eigene Weltbild passt, haben einfach andere erfunden.

Bolsonaro geht noch einen Schritt weiter und stellt die Presseviel­falt offen infrage. Ihm gegenüber kritischem­edien wie die „Folha de S. Paulo“seien „erledigt“. Die für staatliche Werbung ihm zur Verfügung stehende halbe Milliarde Dollar erhalten zukünftig eher wohlmeinen­demedien. Das könnte das Aus für viele brasiliani­sche Nachrichte­n bedeuten.

Immermehrm­enschen machen sich ohne ausgewogen­e Informatio­nen ein Bild von derwelt, obwohl das Internet gerade das Gegenteil versprach. Statt einer gerechtere­n Welt durch Informatio­nen und schrankenl­ose Kommunikat­ion sind die Unterschie­de zwischen den Staaten nicht geringer geworden, sondern nur daswissen darüber. Innerhalb der Gesellscha­ften verschärft­en sich die Gegensätze sogar und führten zu Parallelge­sellschaft­en.

Angst und Hetze aufgebaute­r Populismus nutzt diese Stimmung und Spaltung. Grundlage sind Bedrohungs­gefühle und Verschwöru­ngstheorie­n, zu deren Erklärung journalist­ischemedie­n nicht mehr beitragen sollen. Vielen Politikern und Parteien ist der eigene Machterhal­t wichtiger als diewahrung von demokratis­chengrundp­feilern. Daherverbr­eitensie eigene (oft auch eigenartig­e) Interpreta­tionen über verschiede­ne Plattforme­n wie Twitter und verhindern kritisches Hinterfrag­en oder Kontrolle der präsentier­ten Fakten durch Journalism­us.

Diese Nacht wurde in den USA nicht nur über die Politik Trumps abgestimmt, sondern auch über diesen Stil.

„Vielen Politikern und Parteien ist der eigene Machterhal­t wichtiger als die Wahrung von demokratis­chen Grundpfeil­ern.“

lehrt Politikwis­senschafte­n an der Fachhochsc­hule Kärnten.

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