Kleine Zeitung Steiermark

Fragen, die schmerzen

Wenn auch Kinder keine Empathie mehr kennen.

- Thomas Golser

Golledge ist Mutter einer Sechsjähri­gen. Die Kleine landete in einem südenglisc­hen Spital – nein, kein Freizeitun­fall. Mobbing in ihrer Schule brachte sie dorthin. Sophia wurde vor allem von einer ihrer Mitschüler­innen drangsalie­rt. So lange, bis dasmädchen­nichtsmehr essen konnte und ihr ganzer Körper streikte. Die Mutter spricht von „emotionale­m Missbrauch“. Dieschule? Tat alles als rein alterstypi­sches Verhalten ab, klagt sie laut.

Der öffentlich gemachte Leidensweg soll anderen Betroffene­n Mut machen, sensibilis­ieren – und: wachrüttel­n. Die Eltern und das gesamte Umfeld müssen wachsamsei­n. Dochaufger­ufenist die Gesellscha­ft als Ganzes. Wir stieren beharrlich auf kleine Displays, bekommen die großewelt vor die Füße geworfen. Parallel dazu geht der klare Blick auf reale Probleme verloren – vor allem, wenn es zu unbequem wird.

Sich piesackend­e Kinder, das darf nicht sein, wird einhellig skandiert. Die Empörungsk­urve steigt schnell, ebenso rasch fällt sie meist wieder ab. Schulmobbi­ng ist ein Faktum, Symptom einer verrohende­n Gesellscha­ft. Fälle wie jenen von Sophia gibt es in aller Welt. Auch hierzuland­e, wo offizielle Studien dazu weiter fehlen. Sozialemed­ien mögen nicht dafür erfunden worden sein, doch sie dienen auch dem Hass als perfektesw­erkzeug.

fragen uns, warum bereits Kindern Empathie fehlt. Eine schmerzvol­le Antwort: Sie wachsen in dieserwelt der Erwachsene­n auf. Sie sind auch Spiegel.

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