Ein doppelter kreativer Funkenflug
Vompariser Salon bis nach Buenos Aires: Andreaswoykes neue, weltläufige CDS.
Wenn
man das Schaffen von Andreas Woyke betrachtet, ist es so gut wie unmöglich, nicht an Friedrich Gulda zu denken. Auch eine der beiden neuen CDS Woykes erinnert frappant an den Querkopf, der in seinen Programmen Klassisches und Eigenkomponiertes mischte. „Braiding Chopin“heißt solches beim in Deutschland geborenen Beutegrazer Woyke. Der Professor der Kunstuni hat Klassiker Chopins wie das „Scherzo Nr. 1“oder das „Fantasie-impromptu op. 66“eingespielt und mit Eigenkompositionen ergänzt, die hörbar von einem anderen Großmeister des pianistischen Crossovers, Keith Jarrett, inspiriert sind.
Natürlich könnten Woykes Chopin-interpretationen für sich allein stehen, es sind lebhaft-kräftige Deutungen, die die dramatischen Zuspitzungen aber eher meiden, und vor allem in den völlig unsenti- mental gestalteten ruhigen Passagen einen ganz individuellen Zugang verraten. Aber der Clou ist natürlich die Kontextualisierung mit Woykes vibrierenden Stücken.
Eine andere Saite schlägt der Musiker auf „Festas Suramericanas“an. Der Pianist hat bereits einige Konzertreisen in Südamerika hinter sich und weist auf herausragende Musik des Kontinents hin. Wennwoykes Chopin-darbietungen mitunter etwas Wärme fehlt, hier mangelt es nicht an Hitze. Heitor Villa-lobos’ „Ciclo brasileiro“von 1936 ist in seiner Doppelgesichtigkeit aus Vitalität und Melancholie ebenso spannend wie das kapitale „Rudepoêma“: ein kreativer Funkenflug. Und mit Alberto Ginastera landet Woyke schließlich noch in Argentinien. Martin Gasser Live-präsentation morgen, 20 Uhr, Steiermarkhof, EkkehardHauer-straße 33, Graz. Braiding Chopin. Musik von Chopin und Woyke. Ars Produktion. Festas Suramericanas. Villa-lobos, Ginastera. Ars Produktion.