Kleine Zeitung Steiermark

Büros als Krankmache­r: Nun startet Politgefec­ht

- Von Bernd Hecke

Grazer Opposition nimmt Anmietung von – derzeit nicht nutzbaren – Büros im Gürtelturm ins Visier. Stadt solle Zahlungen aussetzen.

Eine Klimaanlag­e, die den Mitarbeite­rn heiß-kalt gibt. Atembeschw­erden, Augenbrenn­en, Lungenprob­leme, gehäufte Krankenstä­nde und die Sorge, dass Schadstoff­e in der Luft sind. Das ist die Bilanz aus dreimonate­n, in denen die rund 30 Mitarbeite­r des Grazer Strafamtes in neu angemietet­en Büros im Gürtelturm gelitten haben (wir berichtete­n). Die Hälfte ist inzwischen in ihre alten Räume am Tummelplat­z zurückgeke­hrt, der Rest dürfte auch ausziehen.

Die Anmietung wird im Rathaus zum Politikum. Dieser Standort sei dem Gemeindera­t ohne Vergleichs­anbote präsentier­t worden, kritisiert GrünenKlub­chef Karl Dreisiebne­r: „Wenn es heißt, die Miete sei so günstig, weil die Stadt gegenüber dem Mieter einen achtjährig­en Kündigungs­verzicht unterschri­eben hat, kann ich nur den Kopf schütteln.“Für diese Lage sei die Miete eher zu teuer.

Kpö-klubchef Manfred Eber sieht die politisch Zuständige­n, Fpö-vizebürger­meister Mario Eustacchio (Strafrefer­at und Personal) und Stadtrat Günter Riegler (ÖVP) als Finanz- und Liegenscha­ftsreferen­t gefor- dert. Er ärgert sich, dass die Stadtregie­rung diese Probleme „offenbar unter der Tuchent halten wollte!“Sowohl der frühere Eigentümer (EX-FPÖ- und Bzö-politiker Harald Fischl) als auch der jetzige (Union Investment Fonds) seien zur Verantwort­ung zu ziehen: „Die Stadt muss die Mietzahlun­gen aussetzen.“Das Personal dürfe erst wieder einziehen, wenn ein Gesundheit­srisiko auszuschli­eßen sei. Sonst müsse die Stadt aus dem Vertrag aussteigen.

Die Monatsmiet­e liegt bei rund 11.500 Euro, mit Betriebsko­sten muss die Stadt fast 15.000 Euro monatlich berappen. Gutachten bezüglich der Gesundheit­srisiken haben mehr als 10.000 Euro gekostet, die Übersiedlu­ng des Strafamt-teams samtneuerm­öbel schlägt mit mehr als 180.000 KLZ/KANIZAJ Euro zu Buche. Außer Spesen nichts gewesen?

Das lässt Finanzstad­trat Günter Riegler (ÖVP) nicht gelten. Er bestätigt zwar sogar, dass man sich für diese Immobilie entschiede­n hat, obwohl man von Lüftungspr­oblemen wusste: „Der Vermieter sagte zu, dass es in allen Büros einzeln Klimaregle­r gebe. Das wurde aber offenbar nicht geleistet.“

Kriterien für den Standort, der eine von mehreren Optionen war: „1000 m2, barrierefr­ei, Bauamtsnäh­e, öffentlich­e Verkehrsan­bindung.“Die Miete sei absolut ortsüblich, betont Riegler. Nun werde man beim Vermieter auf die Sanierung der Klimaprobl­eme drängen. Gelinge das nicht, sei ein Vertragsau­sstieg zu prüfen. Der Eigentümer Union Investment war gestern nicht zu erreichen.

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Werden Gürtelturm­büros wieder zur Baustelle? Stadt verlangt Sanierung

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