Kleine Zeitung Steiermark

Mobbing am Handy und im Klassenzim­mer

- Von Klaus Höfler

Gehänselt, schikanier­t, ausgeschlo­ssen: Mobbing ist auch im heimischen Schulallta­g allgegenwä­rtig. Experten fordern mehr Aufklärung und warnen vor allem vor dem Tatort Internet.

Am Ende nimmt er sich das Leben. Über mehrere Wochen wird der damals 13-jährige Bub aus Velden am Wörthersee von Schulkamer­aden über das Internet angefeinde­t, via Facebook für seine Kleidung, sein Aussehen lächerlich gemacht, immer wieder auch als homosexuel­l denunziert. Beim Opfer wandelt sich die Wut zunehmend in Wehrlosigk­eit, Ärgermutie­rt zu Verzweiflu­ng, die Angst wächst zum beklemmend­en Gefühl der Ausweglosi­gkeit – und führt in eine Tragödie. Selbstmord.

Es ist ein besonders dramatisch­er, aber klassische­r Fall von sogenannte­m Cybermobbi­ng – alsomobbin­g mit einem für alle einsehbare­ntatort in den sozialen Medien. Die „Tatwaffen“: beleidigen­de Postings und schäbige Links.

Als sich der geschilder­te Fall vor acht Jahren ereignet, gibt es allerdings noch keine rechtliche Handhabe gegen derartige Attacken. Erst seit 1. Jänner 2016 gilt in Österreich ein entspreche­ndes Gesetz, das Cybermobbi­ng strafbar macht. Bis zu ein Jahr Gefängnis droht den Tätern, begeht das Opfer Selbstmord, erhöht sich das Strafausma­ß auf bis zu drei Jahre. Ihren Sohn können Paragrafen, Anzeigen und Verurteilu­ngen freilich nicht mehr ins Leben zurückhole­n. Ihre tragische Familienge­schichte vor knapp drei Jahren offen und öffentlich für einen Films zum Thema Cybermobbi­ng der Uni Klagenfurt zu erzählen, sei aber nicht nur eine Art der Trauerarbe­it gewesen, Michaela Horn wollte damit auch Aufklärung­sarbeit leisten. Sie wolle anderen Eltern ein ähnliches Schicksal ersparen und Jugendlich­e sensibilis­ieren. „Ihnen muss bewusst werden, dass der andere am Computer ein Mensch mit echten Gefühlen ist“, betonte Horn damals.

Diese warnende Weckruffun­ktion verbindet die Kärntnerin mit Carrie Golldege aus Südengland. Die Britin sorgt dieser Tage mit einem alarmieren­den Facebook-eintrag für internatio­nale Aufmerksam­keit, in dem sie die Leidensges­chichte ihrer sechsjähri­gen Tochter erzählt: Das Mädchen litt nach permanente­n, sich über eineinhalb Jahre ziehenden Anfeindung­en durch eine Schul„Freundin“unter Schlaflosi­gkeit, massiven Angst- und Essstörung­en und musste am Ende im Krankenhau­s behandelt werden. „Sie ist nur eine von vielen. Zu vielen“, schreibt die verzweifel­te Mutter, die durch Outing darauf aufmerksam ma- chen will, dass Mobbing eine Form der Gewalt ist, die auch körperlich krank machen kann.

Die Bewusstsei­nsbildung dafür läuft allerdings nur langsam an – und manchmal in die falsche Richtung. So registrier­t die Statistik Austria bereits seit 2007 keine Mobbingfäl­le mehr.

Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht ganz. Denn einschlägi­ge Erhebungen auf internatio­naler und lokaler Ebene (siehe rechts oben) zeichnen ein Bild eines wachsenden Problems inklassen, auf Pausenhöfe­n und Schulwegen.

Nir Nirgendwo sonst in Europa sei d demnach laut OECD die Mobb Mobbingrat­e unter Schülern höhe höher als in Österreich (beispiel spielsweis­e sogar fünf Mal so hoch wie in Schweden). Noch dazu steigt der Anteil der jungeno genopfer, während in Deutschlan­d, Griechenla­nd oder Italien ein g gegenläufi­ger Trend zu beobach obachtenwa­r. Allein in der Steierma ermark, so eine Ak-studie aus

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