Kleine Zeitung Steiermark

„Ohne Angst ist es lebensgefä­hrlich“

- Von Klaus Höfler

Als „Die Huberbuam“haben Alexander Huber und sein Bruder das Speedklett­ern in eine neue Dimension getrieben. Ein Gespräch über Grenzen, Gefahren, den Reiz des Ungewissen, das Älterwerde­n – und die Angst.

serer Welt definitiv vorhanden. Das ist dann auch die Schnittste­lle zum Abenteuer.

Worum geht’s dabei?

Darum, intensive Momente zu erleben und schöne Erinnerung­en mit heimzubrin­gen. Dem Berg selbst ist es ja völlig egal, ob ich am Gipfelwar oder nicht.

Sie sind bekannt für spektakulä­re Freesolo-routen – also Klettern ohne technische Hilfsmitte­l und Sicherheit­svorkehrun­gen, und das meist im höchsten Schwierigk­eitsgrad. Warum macht man so etwas? Will man damit dem Abenteuer auch noch die Dimension des eigentlich Unmögliche­n abtrotzen?

Nein, es ist ja möglich. Man muss eben herausfind­en, ob mansich eine gewisserou­te zutrauen darf und kann. Wenn ich dann in die Wand einsteige, sollte nicht der Reiz des Ungewissen damit verbunden sein, weil das würde bedeuten, dass ich nicht ausreichen­d gut vorbereite­t bin. Aber natürlich bleibt es auch bei einer intensiven­vorbereitu­ng ein großes Risiko. Ein einziger Fehler reicht.

Sie waren gemeinsam mit Ihrem Bruder Thomas ab den 1990er-jahren mit Ihren Extremklet­terrouten Ihrer Zeit voraus. Mittlerwei­le gibt es eine TV-DOkumentat­ion, die sich „100 Jahre Huberbuam“betitelt – untrüglich­es Zeichen, dass die Jugend vorbei ist. Ist das Älterwerde­n in

einem

Beruf, der so auf körperlich­er Leistungsf­ähigkeit aufbaut wie das Bergsteige­n, lustig oder eine Zumutung des Lebens?

Nein, keine Zumutung. Ich bin dankbar für alles, was wir machen konnten. Freilich ist die Zeit, in der wir körperlich zur Spitze gehörten, vorbei, aber dafür verfügen wir über einen großen Erfahrungs­schatz – der bei bestimmten Projekten ein enormer Wert sein kann. In einem passenden Team sind auch jetzt noch tolle Sachen möglich.

Es heißt, das Schwierigs­te einer Route sind die ersten paar Schritte, die ersten Griffe, ersten Seillängen. Stimmt das?

Das muss man nicht aufs Bergsteige­n beschränke­n, es gilt als generelle Regel fürs Leben: Das Schwierigs­te ist das Beginnen, überhaupt eine Idee für ein Projekt zu finden und dann diemotivat­ion aufzubring­en, dieses Projekt auch anzuschieb­en. Im Bergsteige­n hat sich oft bewiesen, dass die stärksten Bergsteige­r nicht die mit der größten physischen Kraft sind, sondern die, die die größte visionäre Kraft in sich tragen und die Bereitscha­ft haben, Unbekannte­s zu erforschen. Reinhold Messner und Peter Habeler sind mit ihrer ersten Mount-everest-besteigung ohne Flaschensa­uerstoff ein Beweis dafür.

Apropos Everest: Reizt Sie dieser Berggipfel nicht?

Nein. Wenn, dann würde ich

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Alexander Huber in seinem Revier: senkrechte Felswände mit viel Luft nach unten MOUNTAINFI­LM/PRIVAT

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