„Ohne Angst ist es lebensgefährlich“
Als „Die Huberbuam“haben Alexander Huber und sein Bruder das Speedklettern in eine neue Dimension getrieben. Ein Gespräch über Grenzen, Gefahren, den Reiz des Ungewissen, das Älterwerden – und die Angst.
serer Welt definitiv vorhanden. Das ist dann auch die Schnittstelle zum Abenteuer.
Worum geht’s dabei?
Darum, intensive Momente zu erleben und schöne Erinnerungen mit heimzubringen. Dem Berg selbst ist es ja völlig egal, ob ich am Gipfelwar oder nicht.
Sie sind bekannt für spektakuläre Freesolo-routen – also Klettern ohne technische Hilfsmittel und Sicherheitsvorkehrungen, und das meist im höchsten Schwierigkeitsgrad. Warum macht man so etwas? Will man damit dem Abenteuer auch noch die Dimension des eigentlich Unmöglichen abtrotzen?
Nein, es ist ja möglich. Man muss eben herausfinden, ob mansich eine gewisseroute zutrauen darf und kann. Wenn ich dann in die Wand einsteige, sollte nicht der Reiz des Ungewissen damit verbunden sein, weil das würde bedeuten, dass ich nicht ausreichend gut vorbereitet bin. Aber natürlich bleibt es auch bei einer intensivenvorbereitung ein großes Risiko. Ein einziger Fehler reicht.
Sie waren gemeinsam mit Ihrem Bruder Thomas ab den 1990er-jahren mit Ihren Extremkletterrouten Ihrer Zeit voraus. Mittlerweile gibt es eine TV-DOkumentation, die sich „100 Jahre Huberbuam“betitelt – untrügliches Zeichen, dass die Jugend vorbei ist. Ist das Älterwerden in
einem
Beruf, der so auf körperlicher Leistungsfähigkeit aufbaut wie das Bergsteigen, lustig oder eine Zumutung des Lebens?
Nein, keine Zumutung. Ich bin dankbar für alles, was wir machen konnten. Freilich ist die Zeit, in der wir körperlich zur Spitze gehörten, vorbei, aber dafür verfügen wir über einen großen Erfahrungsschatz – der bei bestimmten Projekten ein enormer Wert sein kann. In einem passenden Team sind auch jetzt noch tolle Sachen möglich.
Es heißt, das Schwierigste einer Route sind die ersten paar Schritte, die ersten Griffe, ersten Seillängen. Stimmt das?
Das muss man nicht aufs Bergsteigen beschränken, es gilt als generelle Regel fürs Leben: Das Schwierigste ist das Beginnen, überhaupt eine Idee für ein Projekt zu finden und dann diemotivation aufzubringen, dieses Projekt auch anzuschieben. Im Bergsteigen hat sich oft bewiesen, dass die stärksten Bergsteiger nicht die mit der größten physischen Kraft sind, sondern die, die die größte visionäre Kraft in sich tragen und die Bereitschaft haben, Unbekanntes zu erforschen. Reinhold Messner und Peter Habeler sind mit ihrer ersten Mount-everest-besteigung ohne Flaschensauerstoff ein Beweis dafür.
Apropos Everest: Reizt Sie dieser Berggipfel nicht?
Nein. Wenn, dann würde ich