Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
gilt nebennewyork als größtes Spionagezentrum derwelt. Angeblich leben 8000 Spione in der Bundeshauptstadt. In der U-bahn, beimheurigen, in der Sauna sitztwomöglich ein Spion neben einem. Die Hälfte der inwien ansässigen Diplomaten soll für Geheimdienste arbeiten. Was sie ausspionieren? Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Forschung. Also im Prinzip alles. Nur die Kultur scheint nicht von Interesse.
„Ein Spion am rechten Ort“, wusste Napoleon, „erspart 20.000 Mann an der Front.“Unlängst wurde bekannt, dass ein ehemaliger Oberst des Bundesheeres 20 Jahre lang fürrussland spioniert haben soll. Wir sind zwar nicht im Krieg, aber Putin, der ehemalige KGB-MANN, und seine Mannen wollen trotzdem wissen, was sich bei unseren Truppen tut und ob wir vielleicht Einmarschpläne in der Schublade haben. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, wusste schon Lenin. Ein russischer Attaché, der einen österreichischenunteroffizier anzuwerben versuchte, wurde übrigens nicht ausgewiesen. Mit Großmächten verdirbt manes sich nicht. Und unter Kontrolle zu stehen, gibt ja auch Sicherheit. Bei diesem dichten Spionagenetz ist ein versierter Bundesverfassungsschutz gefragt. Fremdsprachenkenntnisse scheinen für Verfassungsschützer nicht zwingend erforderlich. Ist ja auch ein nationaler Sicherheitsdienst, kein vielsprachiger. Wer auf die kreative Übersetzung „Bambi-meat“für Rehbraten kommt, hört vielleicht beim Abhören abweichende Varianten, womöglich glatt das Gegenteil. Bei einer Razzia durch Beamte, die der Partei der züchtigen Ordnungsliebenden angehören, kann schon einmal ein Schreibtisch aufgeräumt werden, wenn dort Material zum Rechtsextremismus ungeordnet herumliegt. Was sollen denn fremdländische Agenten denken, wenn sie durchs Fernrohr so einen Sauhaufen sehen?
ein ehemaligerwiener Bürgermeister sich ein Zubrot als Spion verdient haben soll, ist schon länger aktenkundig. Und warum hat man ihn nicht zu seinen Lebzeiten enttarnt? Weil er als Doppelspion quasi Immunität genossen haben soll. In einerwelthauptstadt der Spionage muss die Politik mit gutem Beispiel vorangehen.
lebt als freier Schriftsteller in Graz
„Ein Spionam rechten Ort erspart 20.000 Mannan der Front.“Das wussteseinerzeit schon Napoleon Bonaparte.