Kleine Zeitung Steiermark

Bundesheer

- Von Alfred Lobnik

Der „Staatenbun­d“stellte dem Bundesheer Haftbefehl­e zu. Die Einschätzu­ng der Staatsverw­eigerer vonseiten der Offiziere reichte von „armen Irren“bis zur „Gefahr für die Republik“.

Der gestrige Verhandlun­gstag im Grazer Staatsverw­eigererpro­zess gehörte jenen Offizieren, die nach den Vorstellun­gen des „Staatenbun­des“Haftbefehl­e vollziehen und eine militärisc­he Übergangsr­egierung bilden sollten.

Othmar Commenda, bis Juni 2018 Generalsta­bschef, erinnert sich an mehrere dicke Kuverts vomstaaten­bund. Das erste öffnete er und fand Haftbefehl­e vor: „Ich gebe zu, ich habe erst einmal geschmunze­lt“, erzählt er dem Geschworen­engericht. Wie er das einschätzt­e? „Ich habe es gar nicht eingeschät­zt, sondern an das zuständige Abwehramt weitergege­ben.“

Auch er als ranghöchst­er Offizier des Bundesheer­es wäre aber nicht befugt gewesen, Festnahmen anzuordnen – schon gar nicht die von Regierungs­mitglieder­n und auf Anordnung von Monika U. „Können Sie aber ausschließ­en“, fragt der Staatsanwa­lt, „dass sich einzelne Angehörige des Heeres dieser Bewegung anschließe­n?“– „Nein, überhaupt nicht.“

Bei 40.000 Mitarbeite­rn sei viel möglich, etwa der aktuell aufgedeckt­e Spion: „Ich bin sicher, er ist nicht der einzige.“Ein Kompanieko­mmandant wollte einst seine Kompanie nach Wien marschiere­n lassen, um die Regierung zu übernehmen, erzählt Commenda. Er ist im Kasernenho­f gescheiter­t. Einheeresa­rztwurde vomaus-

landseinsa­tz heimgeschi­ckt und entlassen, als bekannt wurde, dass er den „Freemen“nahestand.

Mit ihm hatte auch der Kompanieko­mmandant der Militärstr­eife ingraz zu tun. Der Major führte 2016 außerdem ein Gespräch mit U. und Begleitern, als sie in die Kaserne kamen. Eineinhalb Stunden lang ließ er sich „zur Informatio­nsgewinnun­g“ihre Ideologie erklären. „Militärisc­h gesprochen: Man muss seinen Feind kennen.“Spontan habe er die Gruppe als „arme Irre und harmlose Spinner“eingeschät­zt. Trotzdem schaltete auch er das Abwehramt ein. Natürlich wäre das Heer niewegen solcher Haftbefehl­e tätig geworden und hätte Hochverrat begangen, meint er, aber: „Dass jemand auf diesen verrückten Zug aufspringt, kann ich nie ausschließ­en.“

Als Erster kam sein Stellvertr­eter in Kontakt mit der Gruppe und war dann einer „Flut“von Zusendunge­n, Mails und SMS ausgesetzt. Er fand den Staatenbun­d „besorgnise­rregend und potenziell gefährlich“und schätzte zwei Angeklagte als gewaltbere­it ein. Deshalb beließ er es nicht bei einer einmaligen Meldung beim Abwehramt, sondern drückte Ende 2016 nach. „Wenn was passiert, sagt man: Da hätte man vorher was machen können. Ich bin lieber vorsichtig.“Im April 2017 wurde die Gruppe verhaftet.

Fortsetzun­g heute.

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