Zu Kuhfladen
Franui-frontmann Andreas Schett (Fünfter von links) einer Haus- und Hofmusikkapelle in Innervillgraten, wo fast alle der heute zehn Mitglieder herkommen. Dort veranstaltete Franui als Gegenentwurf zu Schützenfesten das Festival „Kulturwiese“. Ein Kulturkampf in der Abgeschiedenheit. Kurz vor der fünften Ausgabe brannte ein alter Bauernhof, Herzstück des Geländes, ab. Brandstiftung. Unaufgeklärt.
In Innervillgratenwohnt heute kein Bandmitglied mehr. Die eine Hälfte lebt in Innsbruck, die andere in Wien. An beiden Orten sind sie nicht viel, wenn man sich den Terminkalender ansieht: Staatsoper Unter den Linden in Berlin, Erl, Bern, Philharmonie de Paris – und im Wiener Konzerthaus ist ihnen ein eigener Zyklus gewidmet.
Die Musik von Franui ist so bunt und widerspenstig wie eine Almwiese. Das Ensemble macht Musik, die weiß, was sie will und woher sie kommt. Und eine, die nicht mit Humor geizt. „Dertrauermarsch ist die beste Volksmusik im Alpenraum, weil JULIA STIX sie für touristische Zwecke ungeeignet ist“, sagte der Frontmann. In Schubladen passt Franui nicht, es gibt Raum für Eigenkompositionen, Trauermärsche und Lieder von Gustav Mahler oder Franz Schubert. Für Mundart, Jazz, Neue Volksmusik, Klassik. „Unsere Musik kannte von Anfang an zwei Schauplätze: den Friedhof und den Tanzboden.“Legendäres Zitat: „Wenn du einen Trauermarsch viermal so schnell spielst, ist er eine Polka.“
Franui weitet die Sinne. Die Seelenforscher drehen an der Emotionsskala, die Musik ist zum Lachen, zumweinen, zum Kuscheln. Manchmal passen auch mehrere Gemütszustände in einen Takt, in einen Klang. „Unsere Musik soll auf keinen Fall eindeutig sein“, betont Schett. Eindeutig großartig ist sie aber schon.
Konzerttipp: „Wien ohne Wiener“. Ein Georg-kreisler-liederabend von Nikolaus Habjan und Franui. U. a. morgen, 19.30 Uhr, Volkstheater Wien. www.volkstheater.at