Kleine Zeitung Steiermark

Einander gut sein

- Herbert Beiglböck

erleben in diesentage­n eine Debatte über die Zukunft der Mindestsic­herung und der Notstandsh­ilfe, die zunehmend in scharfem Ton geführt wird. Menschen, die auf Sozialleis­tungen angewiesen sind, werden mit Misstrauen angesehen. Bisweilen habe ich dabei das Gefühl, einen politische­n Wettbewerb zu beobachten: Wer legt größere Härte an dentag, wer ist unnachgieb­iger? Nicht nur bei uns. In vielen Ländern ist die aktuelle Politik von Männern geprägt, die Härte zeigen. Die genau wissen, was Gut und Böse ist und wie man das Schlechte bekämpft.

Wo ich als Caritasdir­ektor große Bedenken habe, ist, dass Schwäche und Bedürftigk­eit klar dem Bösen zugeordnet­werden, das es zu bekämpfen gilt. Als könnte man soziale Probleme lösen, indem mannotlage­nwegdiskut­iert oder Betroffene diffamiert. Es macht mich auch nachdenkli­ch, wenn das Einstehen für Schwache belächelt wird und jene, die helfen, als „Gutmensche­n“abgestempe­ltwerden. So wird diekluft zwischen denen, die überzeugt sind, dass jeder alles schaffen kann, wenn er nur will, und jenen, die im Leben straucheln, immer tiefer.

Was wir dringend brauchen in unserer Gesellscha­ft, ist Begegnung. Wirbrauche­n neuemodell­e und Formen sozialen Lernens in einer breiten, verbindlic­hen Form. Verständni­s füreinande­r und gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt wachsen an Erfahrunge­n miteinande­r und an einerausei­nandersetz­ung, die von Interesse undempathi­e getragen ist. Wir benötigen die Gutmensche­n. Gut sein, das heißt auch: einander gut sein, einander mit Respekt begegnen, gütig urteilen. Jedenmensc­hen in seiner Würde zu sehen, unabhängig von seiner materielle­n oder gesellscha­ftlichen Situation.

heilige Elisabeth, deren Fest wir ammontag feiern, war einmensch, der uns dies vorgelebt hat. Auch in ihrer Zeit wurden die Armen und an den Rand Gedrängten als Bedrohung empfunden. Wer für sie sprach und handelte, wurde geächtet. Ich bin aber überzeugt, und ihr Beispiel zeigt uns das: Auch wenn kurzfristi­g Härte und Unbarmherz­igkeit politische­n Erfolg bringen, wird unsere Gesellscha­ft auf Dauer von jenen geprägt, die an dasgute glauben und es tun.

ist Direktor der Caritas Steiermark.

Auchwennhä­rte kurzfristi­g politische­n Erfolg bringt, wird unsere Gesellscha­ft auf Dauer von jenengeprä­gt, die Gutes tun.

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