Einander gut sein
erleben in diesentagen eine Debatte über die Zukunft der Mindestsicherung und der Notstandshilfe, die zunehmend in scharfem Ton geführt wird. Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, werden mit Misstrauen angesehen. Bisweilen habe ich dabei das Gefühl, einen politischen Wettbewerb zu beobachten: Wer legt größere Härte an dentag, wer ist unnachgiebiger? Nicht nur bei uns. In vielen Ländern ist die aktuelle Politik von Männern geprägt, die Härte zeigen. Die genau wissen, was Gut und Böse ist und wie man das Schlechte bekämpft.
Wo ich als Caritasdirektor große Bedenken habe, ist, dass Schwäche und Bedürftigkeit klar dem Bösen zugeordnetwerden, das es zu bekämpfen gilt. Als könnte man soziale Probleme lösen, indem mannotlagenwegdiskutiert oder Betroffene diffamiert. Es macht mich auch nachdenklich, wenn das Einstehen für Schwache belächelt wird und jene, die helfen, als „Gutmenschen“abgestempeltwerden. So wird diekluft zwischen denen, die überzeugt sind, dass jeder alles schaffen kann, wenn er nur will, und jenen, die im Leben straucheln, immer tiefer.
Was wir dringend brauchen in unserer Gesellschaft, ist Begegnung. Wirbrauchen neuemodelle und Formen sozialen Lernens in einer breiten, verbindlichen Form. Verständnis füreinander und gesellschaftlicher Zusammenhalt wachsen an Erfahrungen miteinander und an einerauseinandersetzung, die von Interesse undempathie getragen ist. Wir benötigen die Gutmenschen. Gut sein, das heißt auch: einander gut sein, einander mit Respekt begegnen, gütig urteilen. Jedenmenschen in seiner Würde zu sehen, unabhängig von seiner materiellen oder gesellschaftlichen Situation.
heilige Elisabeth, deren Fest wir ammontag feiern, war einmensch, der uns dies vorgelebt hat. Auch in ihrer Zeit wurden die Armen und an den Rand Gedrängten als Bedrohung empfunden. Wer für sie sprach und handelte, wurde geächtet. Ich bin aber überzeugt, und ihr Beispiel zeigt uns das: Auch wenn kurzfristig Härte und Unbarmherzigkeit politischen Erfolg bringen, wird unsere Gesellschaft auf Dauer von jenen geprägt, die an dasgute glauben und es tun.
ist Direktor der Caritas Steiermark.
Auchwennhärte kurzfristig politischen Erfolg bringt, wird unsere Gesellschaft auf Dauer von jenengeprägt, die Gutes tun.