Kleine Zeitung Steiermark

Ein erster Schritt

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Die afghanisch­e Dolmetsche­rin Masomah Regl setzt sich mit ihrer Plattform „Five Stones“für Flüchtling­e aus ihrer Heimat ein, indem sie ihnen denwert der Arbeit näherbring­t.

ICarmen Oster über Arbeit und die Menschen, die sie machen. hr Name komprimier­t ihre Geschichte in zwei Wörter. Masomah Regl. Afghanisch und Deutsch. Masomah bedeutet „unschuldig­es Kind“. Das war die heute 32-Jährige auch, als ihre Odyssee begann.

Masomah ist sechs Jahre alt, als das Haus ihrer Familie in Kabul, in dem die Halbwaise mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwiste­rn lebte, von zwei Raketen getroffen wird. Masomah, das Jüngste der Kinder, wird am Bein verletzt. „Ich war zwar ohnmächtig, aber schnell wiederwach. Ich kann mich also erinnern“, sagt sie 26 Jahre später mit einem kleinen, emotionale­n Nachbeben auf den Lippen. Zehn Tage liegt das Mädchen im Krankenhau­s, bis eine Hilfsorgan­isation ihrer Mutter anbietet, das Mädchen nach Deutschlan­d zu fliegen, um es medizinisc­h zu versorgen. „Mittlerwei­le ging es um Leben und Tod. Meine Mutter war ganz auf sich alleine gestellt. Sie wusste nicht, was sie sagen soll, geschweige denn, wo dieses Deutschlan­d ist, wo man mich hinbringen wollte.“Aber sie willigt ein, um das Leben ihres Kindes zu retten. In Deutschlan­d angekommen, wird die Sechsjähri­ge notoperier­t und das Bein über dem Knie amputiert.

Masomah erwacht in einem fremden Land mit nur einem Bein, versteht die Sprache nicht und weder Mutter noch Geschwiste­r sind bei ihr. „Aber ich war ein Kind und Kinder sind bekanntlic­h sehr anpassungs­fähig“, sagt die Frau Masomah, die mittlerwei­le sieben Sprachen spricht und bei der Knapp AG als Dolmetsche­rin quer über die Kontinente vermittelt. Erst sieben Jahre später, im Alter von 13 Jahren, soll sie Mutter und Geschwiste­r das erste Mal in Pakistan wieder treffen. „Ich habe meine eigene Familie noch einmal kennengele­rnt.“

Eine österreich­ische Familie nimmt sich der Sechsjähri­gen nach der Amputation an und adoptiert sie im Alter von acht Jahren. Regl wächst mit ihren österreich­ischen Geschwiste­rn in Senftenbac­h im Bezirk Ried im Innkreis auf – 700 Einwohner. „In meiner Volksschul­klasse sind fünf Kinder gesessen. Alle blond und blauäugig“, er- zählt sie heute und darüber, dass sie in der Schulzeit die Außenseite­rrolle innehatte. „Das hat mich ehrgeizig gemacht.“Als Afghanin in Österreich mit nur einem Bein kennt sie es, anders zu sein. Und das in doppelter Hinsicht.

Deswegen will sich die 32-Jährige nun auch mit ihrer Plattform „Five Stones“afghanisch­er Flüchtling­e annehmen. „Ich erzähle meine Geschichte, weil es ein Teil von mir ist, und ich finde, dass andere merken sollten, dass es sich bei Flüchtling­enum

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