Warten auf den Rendi-effekt
Rendi-wagner wird am Samstag zur Spö-chefin gekürt. Kontrovers wird es am zweitägigen Parteitag erst nach ihrer Wahl.
Parteitagsregie hat nichts dem Zufall überlassen. Am Samstag soll
in Wels zur neuen Spö-chefin gekürt werden. Derwechsel an der Spitze der früheren Kanzlerpartei fiel bekanntlich äußerst ruppig aus. Christian Kern kündigte zunächst einen Teilrückzug an, um dann ganz abzutreten. Die Verwundungen und Verwunderung über Kerns Sprunghaftigkeit sitzen bei namhaften Genossen immer noch tief.
Kern zum Parteichef gewählt wurde, glänzte sein Vorgänger Werner Faymann durchabwesenheit. Kern stellt sich jedoch den Delegierten – ausgerechnet in jener Halle, in der er seinen Plan A präsentiert hatte. Damals lag ihm die Partei zu Füßen, dann ging’s langsam bergab. Der Befürchtung, der Altkanzler könnte in seiner Abschiedsrede zur Generalabrechnung ansetzen oder durch eine fulminante Rede seine Nachfolgerin rhetorisch in den Schatten stellen, wurde vorgebeugt. Kern darf erst daswort ergreifen, wenn die Kür der neuen Parteichefin abgeschlossen ist. „Der Vormittag ist ganz auf die neue Chefin zu- geschnitten“, erklärt ein Stratege. „Alles andere erfolgt später.“Kern redet, während die Stimmen für Rendi-wagner ausgezählt werden. Alle umstrittenen Abstimmungen (über die Eu-liste, gegen die die Kärntner aufbegehrt haben, oder die Statutenreform, wo Wiener und Steirer im Clinch lagen) wurden auf den Sonntag verlegt. Sicher ist sicher
dem Slogan „Neue Kraft, neuer Mut“will die SPÖ in Wels durchstarten, 7000 kleinformatige Plakate mit dem Bild der neuen Parteichefin hängen seit gestern im Land. In den letzten Wochen hatte sich Rendi-wagner rargemacht, die internen Reibereien verschlangen offenkundig Zeit und Energie. „Der ORF lädt im Jahr vierzig Mal ins Zentrum, und bald gibt es sechs Mal in der Woche die ZIB 2“, weist ein Insider den Vorwurf zurück, der auch Spö-intern zu vernehmen ist, von der neuen Parteichefin sei zuletzt wenig zu hören gewesen. „Das politische Jahr ist dicht und lang. Es gibt genug Auftrittsmöglichkeiten. Uns läuft nicht die Zeit davon.“Regierungskreisen merkt man hämisch an, erstmals habe es eine Wacheablöse gegeben, die keinen Niederschlag in Umfragen gefunden habe. „Als Kurz, Pröll, Mitterlehner, Spindelegger kamen, gingen die Umfragen nach oben. Diespöstagniert.“David Pfarrhofer, Chef des Linzer Marketinstituts, zum ausbleibenden „Rendi-effekt“: „Kern hatte es leichter, denn er löste Faymann ab. Hätte Rendi Faymann beerbt, wären dieumfragen nach oben geschnellt.“Die SPÖ liegt stabil bei 26 bis 28 Prozent, sicher auf Platz zwei, aber deutlich hinter der ÖVP. Die SPÖ steckt in der Krise, die ÖVP stand im Vorfeld vonwachablösen fast immer am Abgrund.