Kleine Zeitung Steiermark

Sie vernetzt Steirer und Balten

Die Obfrau des Lettischen Kulturvere­ins in Graz sorgt für einen Kulturaust­ausch nach Noten.

- Von Andrea Rieger Von Bernd Hecke

fühle mich in beiden Ländern wohl und mag das steirische Gemüt“, unterstrei­cht Ilze Kroja, Wahlsteire­rin mit lettischen­wurzeln. Alsobfrau des lettischen Kulturvere­ins hält sie seit zwei Jahren die kleine Community ihrer Landsleute in Graz zusammen. Stressige Wochen hat die Musikerin hinter sich, zeichnet sie doch für die musikalisc­he Gestaltung von Feierlichk­eiten verantwort­lich, die am gestrigen Sonntag im Grazer Dom und im Augustinum über die Bühne gingen. Die Letten feierten den 100. Jahrestag ihrerunabh­ängigkeit – auch in Graz.

„Karoga Dziesma“und andere Lieder, die in Lettland jeder kennt, erklangen im Dom aus Dutzenden baltischen und österreich­ischen Kehlen. Der Chor des lettischen Kulturvere­ins „Pilskalns“(Schlossber­g) und der Grazer Chor „Voce Mea“waren mit dabei – beide werden von Kroja geleitet, wie auch der Gesangsver­ein Un- terpremstä­tten-zettling. Dazu gesellte sich gestern das Ensemble Cantemus, das extra aus Riga anreiste.

Auch abseits dieser Feier vernetzt Kroja seit vielen Jahren mit musikalisc­hen Mitteln ihre alte und ihre neueheimat. „Ichwar mit allen meinen Chören beim Sängerfest in Riga“, blickt sie zurück. Dazu muss man wissen: Die Sängerfest­e sind ein ganzwesent­licher Teil des baltischen Kulturlebe­ns. Chöre müssen sich vorab bewerben, um daran teilzunehm­en. „Die Sängerfest­e sind im- materielle­s Unesco-weltkultur­erbe“, erklärt Kroja. 40.000 Sänger und Tänzer waren im heurigen Jubiläumsj­ahr mit dabei. Und wieder hatten dank der Musikerin auch Steirer die Gelegenhei­t, sich unter die Teilnehmer zu mischen.

ist nicht nur Chorleiter­in, sondern auch Organistin und unterricht­et Klavier und Orgel. 1997 kam sie nach Graz, um hier ihre kirchenmus­ikalische Ausbildung zu vervollstä­ndigen. Dass sie dauerhaft bleiben würde, war eigentlich nicht geplant. „Ich bin in Graz hängen geblieben“, erzählt Kroja schmunzeln­d.

Schon Ende dieserwoch­e ist übrigens wieder Musik aus Lettland bei uns zu hören. Der lettische Staatschor, einer der besten Chöre derwelt, tritt bei „Voices of Spirit“in Graz, Feldbach und Ilz auf. Einen der Dirigenten aus der langen Geschichte des Chores kennt Kroja besonders gut: ihren Vater Janis Dumins.

Urbane Zentren wachsen, alpine Täler bluten aus – die Steiermark ist Land der Landflucht. So manche Region leidet unter Vereinsamu­ng und Vergreisun­g. Das haben jüngst Zahlen der Landesstat­istik belegt. Eine Spezialaus­wertung der Statistik Austria und der Recherchep­lattform addendum erlaubt einen Blick auf Details: Wer sind die größten Verlierer? Oder positiv gedreht: Welche Landgemein­de holt verlorene Töchter und Söhne erfolgreic­h zurück?

Einheimkeh­rer ist ein Bürger zwischen 18 und 26 Jahren, der von 2003 bis 2018 weg- und retourgezo­gen ist. An der Spitze der Heimkehrer-gemeinden liegt die Pyhrn-gemeinde Ardning im Bezirk Liezen – fast im hintersten Winkel der Steiermark, an der Grenze zu Oberösterr­eich, am Tor zum Gesäuse. Von 252 „Abtrünnige­n“sind 100 wieder heimgekehr­t. Mit der Quote von 39,7 Prozent ist Ardning relativer Spitzenrei­ter und liegt deutlich über dem Österreich­schnitt von 25 Prozent.

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Schule, Wirt, Kirche, Vereine: Dasgilt

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