Sie vernetzt Steirer und Balten
Die Obfrau des Lettischen Kulturvereins in Graz sorgt für einen Kulturaustausch nach Noten.
fühle mich in beiden Ländern wohl und mag das steirische Gemüt“, unterstreicht Ilze Kroja, Wahlsteirerin mit lettischenwurzeln. Alsobfrau des lettischen Kulturvereins hält sie seit zwei Jahren die kleine Community ihrer Landsleute in Graz zusammen. Stressige Wochen hat die Musikerin hinter sich, zeichnet sie doch für die musikalische Gestaltung von Feierlichkeiten verantwortlich, die am gestrigen Sonntag im Grazer Dom und im Augustinum über die Bühne gingen. Die Letten feierten den 100. Jahrestag ihrerunabhängigkeit – auch in Graz.
„Karoga Dziesma“und andere Lieder, die in Lettland jeder kennt, erklangen im Dom aus Dutzenden baltischen und österreichischen Kehlen. Der Chor des lettischen Kulturvereins „Pilskalns“(Schlossberg) und der Grazer Chor „Voce Mea“waren mit dabei – beide werden von Kroja geleitet, wie auch der Gesangsverein Un- terpremstätten-zettling. Dazu gesellte sich gestern das Ensemble Cantemus, das extra aus Riga anreiste.
Auch abseits dieser Feier vernetzt Kroja seit vielen Jahren mit musikalischen Mitteln ihre alte und ihre neueheimat. „Ichwar mit allen meinen Chören beim Sängerfest in Riga“, blickt sie zurück. Dazu muss man wissen: Die Sängerfeste sind ein ganzwesentlicher Teil des baltischen Kulturlebens. Chöre müssen sich vorab bewerben, um daran teilzunehmen. „Die Sängerfeste sind im- materielles Unesco-weltkulturerbe“, erklärt Kroja. 40.000 Sänger und Tänzer waren im heurigen Jubiläumsjahr mit dabei. Und wieder hatten dank der Musikerin auch Steirer die Gelegenheit, sich unter die Teilnehmer zu mischen.
ist nicht nur Chorleiterin, sondern auch Organistin und unterrichtet Klavier und Orgel. 1997 kam sie nach Graz, um hier ihre kirchenmusikalische Ausbildung zu vervollständigen. Dass sie dauerhaft bleiben würde, war eigentlich nicht geplant. „Ich bin in Graz hängen geblieben“, erzählt Kroja schmunzelnd.
Schon Ende dieserwoche ist übrigens wieder Musik aus Lettland bei uns zu hören. Der lettische Staatschor, einer der besten Chöre derwelt, tritt bei „Voices of Spirit“in Graz, Feldbach und Ilz auf. Einen der Dirigenten aus der langen Geschichte des Chores kennt Kroja besonders gut: ihren Vater Janis Dumins.
Urbane Zentren wachsen, alpine Täler bluten aus – die Steiermark ist Land der Landflucht. So manche Region leidet unter Vereinsamung und Vergreisung. Das haben jüngst Zahlen der Landesstatistik belegt. Eine Spezialauswertung der Statistik Austria und der Rechercheplattform addendum erlaubt einen Blick auf Details: Wer sind die größten Verlierer? Oder positiv gedreht: Welche Landgemeinde holt verlorene Töchter und Söhne erfolgreich zurück?
Einheimkehrer ist ein Bürger zwischen 18 und 26 Jahren, der von 2003 bis 2018 weg- und retourgezogen ist. An der Spitze der Heimkehrer-gemeinden liegt die Pyhrn-gemeinde Ardning im Bezirk Liezen – fast im hintersten Winkel der Steiermark, an der Grenze zu Oberösterreich, am Tor zum Gesäuse. Von 252 „Abtrünnigen“sind 100 wieder heimgekehrt. Mit der Quote von 39,7 Prozent ist Ardning relativer Spitzenreiter und liegt deutlich über dem Österreichschnitt von 25 Prozent.