Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

-

Alice Rohrwacher, geb. 1982 in Fiesole, Italien. Ihre Schwester Alba ist Schauspiel­erin .

2011 erschien ihr Spielfilmd­ebüt „Für denhimmelb­estimmt“. 2014 Großer Preis der Jury in Cannes für das Sozialdram­a „Land derwunder“, heuer auch Drehbuchpr­eis für „Lazzaro“.

tiert, wie man Sonne, Mond und Bäume akzeptiert. Er ist einfach ein guter Mensch, den man nicht hinterfrag­en sollte.

Ist er der reine Tor wie Parsifal?

Mir war es wichtig, einen Helden zu haben, der sich nicht verändert. Er handelt, wie es seinem Naturell entspricht, er ist sich seiner Handlungen nicht bewusst. Er hat keine Botschaft zu verkünden wie Jesus. Aber die Welt verändert sich, wenn sie ihm begegnet.

Sind Sie selbst je Menschen wie ihm begegnet?

Ja. Solchemens­chen bleiben im Hintergrun­d, drängen sich nicht vor, wollen niemanden stören. Obwohl sie oft die undankbars­ten und schwersten Arbeiten machen, die andere nicht machen wollen.

Ist Lazzaro nicht sogar zu gut?

Er macht ja nicht nur gute Dinge. Er macht, was man ihm anschafft, spielt beim Schwarzhan­del mit Zigaretten mit. Nur glaubt er halt, dass es richtig ist. Er möchte allen helfen.

Ihr Film zeigt eine mächtige Frau, die sich in Lazzaros isoliertem Hirtendorf Arbeitsskl­aven hält. Er selbst ist einer von ihnen. Gab es für diese Figur einvorbild?

Zunächst einmal ist das, was sie macht, überall auf derweltrea­lität. Zuhauf. Solche Ausbeuter verwehren etwa Menschen den Zugang zum Schulsyste­m, um sie gefügiger zu machen. Durch einen Zeitungsar­tikelwurde ich auf eine Marchesa ausdemzent­rum Italiens aufmerksam, die die Abgeschied­enheit ihrer Ländereien nützte, um ihren Bauern die Abschaffun­g derna- turalpacht vorzuentha­lten und sie weiter unter sklavenähn­lichen Bedingunge­n zu halten. Diese Dynamik derausbeut­ung hat mich sehr interessie­rt.

War es schwer, den richtigen Darsteller für Lazzaro zu finden?

Er sollte, das war mir glasklar, kein Schauspiel­er sein. Ich hatte das große Glück, in einer Realschule zu landen, wo wir mit einer Abschlussk­lasse Castings machen wollten. Als wir Adriano Tardiolo erblickten, wussten wir sofort: Er ist es! Castings waren nicht mehr nötig.

Mit seiner Präsenz hat er die Zuschauer weltweit auf sich aufmerksam gemacht. Möchte er als Schauspiel­er weitermach­en?

Nicht unbedingt. Er hat wohl eher vor, Wirtschaft­swissensch­aften zu studieren.

Der Film setzt auch auf Märchenhaf­tes. In einer Szene stürzt Lazzaro aus einer steilen Wand. Alle halten ihn für tot. Wie man später erfährt, hat sich ein Wolf seiner angenommen. Nach Jahren taucht er wieder auf – so jung wie damals. Wie ist das möglich?

Das soll sich jeder selbst beantworte­n. Das ist eben die Magie des Kinos.

 ??  ??
 ??  ?? Derzeit in den Kinos: „Glücklich wie Lazzaro“mit Adriano Tardiolo
Derzeit in den Kinos: „Glücklich wie Lazzaro“mit Adriano Tardiolo
 ??  ?? 1925–2018: Grafiker Herbert Türk
1925–2018: Grafiker Herbert Türk

Newspapers in German

Newspapers from Austria