„Kommtder Syrer, wird der Slowene sympathisch“
Jahre sind lang. Zwanzig Jahre sind kurz. Diese Zeitspanne hat große Umbrüche gebracht: Der Chauvinismus in Kärnten ist in den Hintergrund getreten, die Ortstafellösung hat Entkrampfung gebracht. Die Vorreiterrolle bei der Verteidigung von Privilegien gegen die zunehmend in Armut Absinkenden, die Kärnten unter Haider innehielt, fand bedauerlicherweise andernorts zahlreiche Nachahmer.
Anhand von Agora sehen wir: Weitblickende Haltung ist imstande, auch das Orf-monopol zu brechen. Zivile Aktionen, wie „prokärnten/ zakorosˇko“für zweisprachige Ortstafeln, sind geeignet, Verständigung vorzubereiten. Zwei- und mehrsprachige Sendungen im Äther gebenmenschen und Sprachen ohne Territorium Heimat. Ein langer Atem gibt Zuversicht und bringt frischenwind in die Gesellschaft. Heute ist in Kärnten fast jedes zweite Kind zum Slowenisch-unterricht angemeldet. Meist Kinder aus der zweiten und dritten Generation. „Es gibt ja niemanden in Kärnten, der nicht eine slowenische Großmutter hätte …“
Diesemenschen suchen ihre Wurzeln. Aber die slowenische Sprache ist im öffentlichen Raum nur vereinzelt zu sehen. Meist nur im freienradio Agora, als Eigenproduktion oder in Kooperation mit der slowenischen Redaktion des ORF, die bei Agora in Miete dem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommt; imfernsehen eine halbe Stunde. Außer bei der Kirchenzeitung und den Minderheitenorganen in anderenmedien faktisch nie.
den Slowenisch sprechenden Kärntner ist der Deutsch sprechende weniger fremd als umgekehrt. In Kärnten wird die Minderheitenproblematik von anderen Fragen überdeckt.
„Die Minderheit“ist „unsere“geworden. Heute, damenschen mit anderen Sprachen herkommen, hat man plötzlich die eigene Minderheit, die man 100 Jahre schlecht behandelt hat, gern. Wenn der Syrer kommt, wird der Slowene sympathisch. Radio Agora war stets am Puls der Zeit: als es galt, dennationalismus im Land – und bei der Minderheit – zu bekämpfen, undwenn es gilt, die Würde aller Kulturen und Sprachen im öffentlichen Raum zu leben. Für Hiesige und Hergekommene.
Verleger, 16 Jahre Obmann des Vereins Agora und seit zwei Jahren Vereinspräsident
Für den Slowenisch sprechenden Kärntner ist der Deutsch sprechende bis zumheutigentag weniger fremd als umgekehrt.