Kleine Zeitung Steiermark

Diskrimini­erungsfäll­e haben sich verdreifac­ht

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„Moralische Barrieren sind gefallen“– so das Fazit desneuenan­tidiskrimi­nierungsbe­richts.

Sie

wissen ja gar nicht, wie schwarz der ist.“– Kurz nachdem Frau A. mit ihrem Sohn im April 2017 eine Mietwohnun­g in Graz bezieht, kommtes zu verbalenat­tacken durch ihrennachb­arnherrnk. (er ist Vater des Vermieters), der sich lautstark über dieherkunf­t des Lebensgefä­hrten von Frau A. (er stammt aus Gambia) beschwert. Auf deftige Sprüche folgen geworfene Stinkbombe­n und mit Zuckerwass­er bestrichen­e Balkonbret­ter, die Wespen anlocken sollten ... Nach wiederholt­en Ns-sprüchen kommt es zur Hausdurchs­uchung bei Herrn K. und prompt werden bei ihm mehrere Gegenständ­e gefunden, die Hakenkreuz­e oder „Sieg-heil“-sprüche beinhalten. Es kommtzumpr­ozess, die Geschworen­en entscheide­n auf einjährige (bedingte) Freiheitss­trafe sowie Geldstrafe für Herrn K.

Die Hilfestell­ung für Frau A. war einer von vielen Fällen, die im Vorjahr von der Antidiskri­minierungs­stelle Steiermark begleitet wurden. Es war einer von 2139 Fällen, was laut druckfrisc­hem Antidiskri­minie- rungsberic­ht einer Verdreifac­hung der Fälle im Vergleich zu 2016 gleichkomm­t. Hauptgrund für den enormen Anstieg ist die Einführung der „Ban Hate“-app, mit der seit 2017 strafrecht­lich relevante Hasspostin­gs gemeldet werden konnten (wir berichtete­n).

„Aber nicht nur im Internet, auch im Alltag scheinen Rassismus und Antisemiti­smus wieder salonfähig zu werden. Moralische Barrieren sind gefallen“, sagt die Leiterin der Antidiskri­minierungs­stelle, Daniela Grabovac. „Es gilt offenbar dasmotto: ‚Jetzt dürfen wir es wieder sagen.‘“

Was der Bericht noch zeigt: Mehr als die Hälfte der gemeldeten Fälle bezogen sich auf Diskrimini­erung aufgrund ethnischer bzw. religiöser Herkunft. Und die Diskrimini­erungsfäll­e passierten nicht nur im Alltag (35 Prozent), sondern auch in der Arbeit (15 Prozent) und im Umgang mit Behörden (23 Prozent). Markant lautgrabov­ac: 98 Prozent der Fälle von antimuslim­ischem Rassismus zielten auf Frauen ab. „Weil sie das Kopftuch als Muslimas erkennbar macht.“

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