Die Sozialcard, der Gutschein und die Jacht
Weihnachtsgutschein für Grazer SozialcardBesitzer – Spar oder Billa: nein; Jacht chartern: ja.
als zynisch“– so umschreibt Kpö-chefin Elke Kahr (KPÖ) die Neuregelungen rund um die Weihnachtsbeihilfe der Stadt Graz. Die 50 Euro werden heuer erstmals nicht aufs Konto der Sozialcard-besitzer überwiesen, sondern nur nach Antrag als Gutschein im Postfach landen. Das i-tüpfelchen aus Kpö-sicht: dass man mit den Gutscheinen in den meisten Lebensmittelläden nicht einkaufen kann, sehr wohl aber bei einer Firma eine Jacht chartern, sich in einem Shop mit Hanf-produkten eindecken und in Reisebüros buchen kann. „Das ist ja Zynismus pur“, findet SPÖ-MANN Michael Ehmann.
KPÖ und SPÖ sehen sich in ihrer Kritik bestätigt: Dass Sozialcard-besitzer jetzt um die Beihilfen wieder extra ansuchen müssen, mache sie „zu Bittstellern“, so Ehmann. Und es wirkt sich aus: Bekamen im Vorjahr 10.866 Haushalte die Weihnachtsbeihilfe, sind es diesmal „nur“8984, so Kahr.
Was Ehmann auch stört, ist, dass die Gutscheine mit dem
ANGER
Logo der Stadt Graz gekennzeichnet sein werden. „So werden die Leute ja stigmatisiert, wenn sie damit zahlen.“
Kurt Hohen(ÖVP) weist die Kritik von sich. Er sieht die 8984 Anträge positiv, weil es zeige, dass das System einfach zu bedienen ist. „Es entspricht unseremmenschenbild, eine aktive Handlung vonseiten der Bezieher für den Erhalt von Sozialleistungen einzufordern“, so Hohensinner. Eine Stigmatisierung sieht er nicht, schließlich geben auch das Finanzamt und das Land Steiermark dieselbe Art von Gutscheinen aus.
Und die Jacht? „Ja, die Optik ist komisch“, räumt Hohensinner ein. Schickt allerdings ein Aber hinterher: Es wurden alle Handelsbetriebe angeschrieben, ob sie mitmachen wollen – und dieser Unternehmer wollte. „Da schließen wir niemanden aus.“Außerdem ist mit Lidl ein großer Lebensmittelhändler dabei, auch bei den Bauernmärkten kann man die Gutscheine einlösen. Gerald Winter-pölsler STG/FISCHER