„In Familien wird kaumnochgespielt“
Das Kindermuseum wird dieses Jahr 15 Jahre alt. Was hat sich seit dem Beginn verändert?
JÖRG EHTREIBER: Es gibt einen Wandel des Kindheitsbegriffes. Damals war es leichter, auch 12und 13-Jährige zu erreichen. Heute sind wir auf zehn Jahre runtergerückt. Die Digitalisierung hat auch einen starken Einfluss, den man in die Arbeit aufnehmen muss. Und auf der anderen Seite wird auch der wirtschaftliche Druck stärker.
Neben der Wirtschaftlichkeit soll ein Museum noch vielen anderen Ansprüchen gerecht werden. Wie geht das?
Wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Es ist ein Grundproblem, dass man sich dem nicht zur Gänze unterwirft. Ich stelle mir zum Beispiel die Frage, ob wir dann nur Projekte beurteilen dürfen, die profitabel sind. Eine unserer älteren Ausstellungen drehte sich um die Welt der Blinden. Das war unheimlich nachhaltig in der Wahrnehmung, finanziell aber ein großer Aufwand. Dennoch kamen organisationsbedingt nicht so viele Besucher wie üblich. Das lag daran, dass Im Gespräch: Jörg Ehtreiber
Freier Eintritt!
FUCHS Anlässlich des 15. Geburtstages des Grazer Kindermuseums dürfen die Ausstellungen des Hauses kostenlos besucht werden. Außerdem wird zum gemeinsamen Keksebacken eingeladen. Wann: morgen und Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr
Wo: Friedrichgasse 34, 8010 Graz
ein Ausstellungsbesuch nur mit Führung möglich war. Solche Projekte müssen trotzdem in Zukunft noch möglich sein. Natürlich sollte man sich Gedanken darüber machen, wie viel man einsetzt und wie viel Leute man am Ende damit begeistern kann. Aber solche Dinge nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen, ist in der Kunst und Kultur gefährlich. Was muss ein Museum für Kinder im Jahr 2018 leisten?
Der Bogen zieht sich von dem, was die Gesellschaft gewohnt ist, bis zu dem, was sie nicht mehr vermittelt. Hirnforscher raten davon ab, Kindern zwischen drei und fünf Jahren multimediale Medien vorzusetzen. Damit sich ihre Gehirne in voller Leistungsfähigkeit ausbilden können. Deshalb setzen wir bei unserem jüngsten Publikum auf das Haptische. Es muss also viele Dinge geben, die Kinder angreifen können. Genau das bekommen viele Kinder zu Hause kaum noch. Opaswerkstatt gibt es nicht mehr, vielewohnungen sind steriler geworden. Wir müssen ihnen nur die Materialien zur Verfügung stellen. Die Besucher stürzen sich darauf und alles wird mitgenommen. So können wir Erlebnisse schaffen, die es im normalen Umfeld fast gar nicht mehr gibt.
„Frida & fred“-chef Jörg Ehtreiber erzählt, was ein Kindermuseum heute leisten muss.