Revolution
„Die Revolution frisst ihre Kinder“, für das er mit einem achtköpfigen Grazer Theaterteam um die beiden Schauspieler Julia Gräfner und Raphael Muff in Burkina Faso recherchiert hat. Heute wird es in Graz uraufgeführt. Das Stück erzählt die Geschichte einer Theatergruppe, die in Burkina Faso ein Revolutionsstück aufführen will und dabei in die Revolution von 2014 gerät. Also: Schauspieler spielen Schauspieler, die Revolution spielen und dabei Revolution erleben. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zwischen Kunst und Wirklichkeit.
Als Vehikel für diese Erkundung benutzt Gockel seine eigene Grazer Erfolgsinszenierung „Der Auftrag: Dantons Tod“aus dem Vorjahr, lässt die Aufarbeitung einer gescheiterten Revolution auf einen Umsturz mit noch ungewissemausgang tref- fen und fusioniert Film und Theater, Erfahrung und Spiel, Realität und Fiktion für ein mit Interviews und Straßenszenen unterfüttertes Stück, in dem die Schauspieler auf der Bühne mit in Ouagadougou gefilmten Szenen interagieren – auch mit sich selbst: „Das erste Mal, dass ich mit meinem Avatar zusammenspiele“, berichtet Muff.
Regisseur Gockel wollte sich nicht auf die „europäische Erzählung“verlassen, sondern auch den „burkinischen Blick auf ihre Revolution“einfangen: „Ich denke, dass das die wichtigsteaufgabe einer neuen politischen Kunst ist: Perspektiven – im Plural – zu erzählen. Sich nicht aus der eigenen Rolle herauszulügen, aber auch keinesfalls bei der eigenen Sicht der Welt zu verharren.“Eine komplexe Selbstbeauftragung im Spannungsfeld anhaltender kolonialer Nachbeben und postkolonialer Reflexion.
Es sei in dem Projekt „angenehm wenig“darum gegangen, „wie gut man als Schauspieler ist, sondern einzig um die Sache, von der wir erzählen und die wir reflektieren wollen“, so beschreibt es Julia Gräfner. Dabei haben sich die Erfahrungen in Burkina Faso in ihr „angereichert, sich in den Körper eingeschrieben. Man entdeckt neue Spielweisen.“
Nicht nur in Graz, nicht nur am Schauspielhaus: „Die Revolution frisst ihre Kinder“wird voraussichtlich im Juni 2019 auch auf dem koproduzierenden „africolognefestival“in Köln gezeigt. Aus dem gefilmten Videomaterial wird ein eigenständiger Spielfilm geschnitten, der 2019 seine Uraufführung erleben soll.