„Die Sozialdemokratie ist im neuen Zeitalter noch nichtangekommen“
die nach 1945 das zerstörte Europa mit finanzieller Hilfe der USA und unter deren militärischem Schutzschirm wiederaufgebaut und mit dem Projekt der europäischen Integration sowohl Prosperität und soziale Sicherheit als auch eine jahrzehntelange Friedensperiode sichergestellt haben – eine für diesen Kontinent mit seiner kriegerischen Vergangenheit neuartige Erfahrung.
Zu Beginn der 1990er-jahre hat der Soziologe Ralf Dahrendorf die Sozialdemokratie gerade wegen ihres Erfolges – Errichtung deswohlfahrtsstaates und Garantie sozialer Bürgerrechte – am „Ende ihrer Kunst“gesehen. Ihremission sei erfüllt und die „Entmutigung von Innovation und Initiative“werde zum Problem. Tatsächlich schien ihm die Entwicklung der letzten 30 Jahre recht zu geben, denn richtig ist, dass die Sozialdemokratie als kämpferische Bewegung für die ausgebeutete und rechtlose Arbeiterklasse ein Kind des Industriezeitalters war. Inzwischen aber sind wir ins digitale Zeitalter eingetreten mit massiven Auswirkungen nicht nur, aber vor allem auf die Arbeitswelt. ar das Industriezeitalter durch riesige Fabriken mit gewaltigen Sachanlagen und rauchenden Schloten sowie durch Kohle bzw. Erdöl gekennzeichnet, so sind es im digitalen Zeitalter Tech-giganten der Plattformökonomie mit Nullgrenzkosten. Sie haben kaum Sachanlagen, umso mehr aber benötigen sie rauchende qualifizierte
WKöpfe und ihre Rohstoffe sind Daten. Sieben der heute zehn wertvollsten Unternehmen der Welt sind Internet-giganten, die fünf führenden – Apple, Google/alphabet, Microsoft, Amazon und Facebook – zudem allesamt amerikanische Firmen, dicht gefolgt von den chi- nesischentech-riesenalibaba, Tencent und Baidu. Firmen aus Europa finden sich nicht in der Top-liste. Erst auf Platz 17 liegt Royaldutch Shell alswertvollsteseuropäischesunternehmen; bestplatziertes It-unternehmen ist die deutsche SAP auf Rang 62. Alle diese neuen IT-