Nichtraucherbereiche in Lokalen sind stark belastet
Test der Gebietskrankenkasse bringt schädlichemengenan Feinstaub in 21 von 26 untersuchten Innenstadt-gastrobetrieben ans Tageslicht.
Von September bis November hat die Steiermärkische Gebietskrankenkasse 26 nicht namentlich genannte Grazer Innenstadt-lokale unter die Lupe genommen. Konkret ging es um die NichtraucherAreale in sogenannten Mischlokalen – also in Betrieben, in denen es Raucher- und Nichtraucherbereiche gibt. Das Ergebnis: In 21 der getesteten Bars und Cafés, also 80 Prozent, gab es signifikante Übertritte. „Durchschnittlich haben wir im Nichtraucherbereich fünfmal so viel Feinstaub wie im Außenbereich gemessen. Die Spitzen lagen teils zehnmal höher als im Freien“, so der gerichtlich zertifizierte Sachverständige Peter Tappler, der die Studie für die GKK durchgeführt hat.
Bernhard Stelzl, Leiter der Abteilung Tabakentwöhnung der Kasse, ortet den Grund in den oftmals nicht ausreichend getrennten Raucher- und Nicht- raucherbereichen: „Wenn die Kellner ständig durch Schwenktüren gehen müssen, ist natürlich klar, dass auch im Nichtraucherbereich die Luft schlechter wird.“In einigen Fällen waren die Türen gar nicht geschlossen.
Der Feinstaub in dennichtraucherbereichen sei den Experten zufolge jedenfalls noch schädlicher als jener, mit dem Graz ohnehin schon zu kämpfen hat. Beimtabak-feinstaub handelt es sich um noch kleinere Partikel, die tiefer in den Körper eindringen und letztlich sogar im Blutkreislauf oder in der Lunge landen können.
„Die rauchfreie Gastronomie rettet Menschenleben“, erklärt in diesem Zusammenhang auch Josef Harb, Obmann der GKK. Er wolle keinesfalls gegen diewirte polemisieren: „Vielmehr erachten wir es als Zumutung, dass die Gastronomen in diesem heiklen Bereich seit Jahren im Stich gelassen werden und es keine Chancengleichheit gibt.“Dass man die Bediensteten in der Branche dem schädlichen Tabakrauch aussetze, grenze überdies an einen Skandal, meint Harb, der mit den neuen Zahlen die gesundheitlichen Vorteile von Nichtraucherlokalen unterstreichen will.
Das Fazit des Studienautors ist jedenfalls fatal: „Das Tabakgesetz wird in Mischlokalen leider wenig eingehalten“, so Tappler. Ein Umstand, den man bei der Wirtschaftskammer so nicht gelten lassen will: Bezüglich der Raucherregelung melden sich pro Jahr 500 steirische Betriebe bei der Kammer, wie Christian Kolbl, Fachgruppenobmann der Sparte Gastronomie, betont. Man stehe denwirten hinsichtlich der rechtlichen Bestimmungen zur Seite. Und: „Von den neu eröffneten Lokalen sind etwa 90 Prozent reine Nichtraucherbetriebe.“Zumeinen wolle man die Gäste schützen, zum anderen den Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten.