Das Phänomen Svindal und das Problem von Vonn
grüßt das Murmeltier, könnte man sagen – auch für die Abfahrer geht die Saison in Lake Louise endlich los. Und selbst wenn das niemand mehr hören kann: Es ist tatsächlich der Ort der Gewissheit und der Tag, an dem man weiß, wo man steht. Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Es kam vor, dass das Training in Chile ebenso perfekt war wie die Vorbereitungen in Übersee. Die Erwartungen waren hoch und doch hat es dann nicht funktioniert. Zum Glück geht es aber auch umgekehrt: Matthias Mayer und Christianwalder etwa sind beim – perfekten – Training in Coppermountain nicht ins Fahren gekommen. Jetzt, in Lake Louise, passt aber wieder alles.
deswegen sind Anspannung und Nervosität bei allen so groß. Obwohl einige Dinge klar sind: zum Beispiel, dass Aksel Lund Svindal schnell sein wird. Trotz Knieproblemen, trotz Hand-op, trotz Schiene. Überspitzt formuliert: Aksel könnte man wohl den Fuß abhacken, er wäre trotzdem schnell. Problemfrei unterwegs sind ohnehin diewenigsten. Bei den Deutschen hatte KitzbühelSieger Thomas Dreßen Hüftprobleme, jetzt hat er Knorpelprobleme. Dasselbe Problem hat auch Max Franz, was seinen Materialwechsel im Sommernicht leichtermacht. Denn auch, wenn ich den Begriff „Set-up“nicht gern höre: Die richtige Abstimmung ist in Lake Louise zentral. Manmuss die Schrägfahrten mit Gefühl fahren, die wenigen, aber knackigen technischen Passagen durchdrücken und gut gleiten. Da ist Tüfteln angesagt.
die Lake Louise perfekt im Griff hat, ist Lindsey Vonn. Hier wollte sie sogar gegen Männer fahren, jetzt muss sie auch bei den Damen pausieren. Ich bin mir nicht sicher, ob ihre Jagd nach Stenmarks Rekord der richtige Zugang ist. Denn nur auf Sieg – oder gar auf Siege – zu fahren, das funktioniert ganz, ganz selten. Ich hoffe für sie, dass sie sich dabei nicht übernimmt.
Fritz Strobl, Olympiasieger in der Abfahrt 2002, 9Weltcupsiege.