Exotisch schwingend und synthhaft sexy
Der ersteabenddes Styrian Sounds Festivals bezirzte erst charmant, dann exotisch, und manchmal auch erratisch gitarrenwütend.
Bandbreite.
So könnte das Längenmaß für das vielschichtige Styrian Sounds Festival 2018 lauten. Zumindest lässt sich der erste Konzertabend im Grazer PPC mit diesemwort ganz gut vermessen. Die Vibes flirren, die Organisation läuft hervorragend. Ausgeflogene Weltenbummler und Lokalmatadore teilten brüderlich die Bühne, poppige Süßwarenverkäufer boten spartanischer Gitarrenwut die Stirn.
Die Genres forderten einander zum Tanz auf. Er verlief hitzig. Stellenweise sogar exotisch sexy. Wie bei den IndieSwingern von „Saint Chameleon“etwa, die gerade erst von einer Brasilien-tour zurückgekehrt sind. Die sechsköpfige Band schreibt technisch anspruchsvolle Songs, die unverschämt leichtfüßig um die Ecke schnurren. Ob Swing, Balkan oder auch einfach Alternative, die Chameleons überzeugen in jedem erdenklichen Gewand.
Paradigmenwechsel beim Pop-sänger Josh, der mit „Cor- dula Grün“Sommerhit 2018 landete. Der Wiener ist aber weit mehr als Kitschpoesie und Zdf-fernsehgarten. Die Stimme geht charmant und neckisch in den Gehörgang, textlich weiß Josh auch zu bezirzen.
Auf der kleineren zweiten Bühne spielte sich Wolfgang Möstl alias „Mile Me Deaf“währenddessen die Inspiration aus dem Leib. Eigentlich bekannt für seine dreckig zerstreuselten Lofi-krümel, verführte der Multimusiker das Publikum diesmal mit synthhaften Elektronic-sounds – mindestens gleich halluzinogen. Für ein spätabendliches Highlight sorgten die DreamPopper von „Crush“. Die fünfköpfige Band steht für musikalische Enthaltsamkeit im positivsten Sinne. Das Instrumentarium ist abgespeckt, der Sound angenehm erratisch. Es „crusht“ganz ordentlich.
Julian Melichar Styrian Sounds: Finaltag heute mit Viech, Guadalajara und Scheibsta & die Buben ausverkauft. styriansounds.at RICHARD GROSSSCHÄDL