Stirbt zuerst
Eine späte, aber enorm bedeutsame Entdeckung: Larry Brown steuert mit „Joe“direkt auf die amerikanischen Abgründe zu.
Vor rund 20 Jahren prägte Daniel Woodrell, mit seinen Werken stets in den Schattenseiten der USA beheimatet, für die tiefschwarzen Chroniken, vorwiegend aus den Südstaaten, einen markanten Genre-begriff: Country Noir. Einer der Wegbereiter für den schonungslosen Realismus war Cormac Mccarthy, speziell mit seinen Frühwerken. Er fand, nebenwoodrell, zahlreicheweitere exzellente Nachfolger. Tom Bouman etwa oder Castle Freeman, aber auch Donald Ray Pollock und James Lee Burke, die allesamt zeigen, wie aussichtslos der viel gepriesene Americanway of Life sein kann.
Einem Autor wurde die Aufnahme in den Klub der Erbarmungslosen erst posthum gewährt, mittlerweile genießt er aber Sonderstatus. Es ist Larry Brown, dem auch in seinem Privatleben stets jede Menge Pech an den Schuhen klebte. 2004 starb er, nach einem exzessiven Leben, im Alter von nur 53 Jahren an einem Herzinfarkt. Rund 40.000 Exemplare von „Fay“wurden verkauft – 2017 erschien das Buch, mit Lobeshymnen bedacht, in deutschsprachiger Version. Sein Roman „Joe“brachte es auf knapp 20.000 Käuferinnen und Käufer. Larry Brown inspirierte zahlreiche Songwriter, die ihre Gitarren auch recht gerne auf Moll stimmten; der ihm gebührende Ruhm kommt spät, aber nicht zu spät und passt irgendwie ins Bild eines Außenseiters, der in all seinen Werken gescheiterte Randfiguren ins Zentrum rückt. Mit einer klaren Devise: die Hoffnung stirbt zuerst.
Im Zentrum von „Joe“steht eine obdachlose Familie, die ohne Ziel quer durch die Südstaaten zieht und schließlich in Mississippi strandet. Der Vater