„Der Hausarzt wird von Patienten sehr geschätzt“
In Graz tagen 2000 Allgemeinmediziner aus ganz Österreich. Zu diesem Anlass eine Standortbestimmung mit Hausarzt Peter Sigmund: Wie soll es mit der Allgemeinmedizin weitergehen?
nach dem Pflichtpraktikum Allgemeinmedizin steigt das Interesse an. Die Studenten sehen, was Allgemeinmedizin bedeutet: das wirkliche Arztsein am Patienten, das ist sehr wertvoll. Sobald Studenten Allgemeinmedizin in der Praxis erleben, steigt die Attraktivität.
Info
Peter Sigmund ist Hausarzt in Gamlitz und im Präsidium der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin (kurz: Stafam).
Die Stafam organisiert den Kongress für Allgemeinmedizin, der momentan in Graz stattfindet.
Nun ist es aber so, dass klassische Attribute des Hausarztes vielfach nicht mehr zum Lebenskonzept junger Ärzte passen: ständige Erreichbarkeit, unflexible Arbeitszeiten. Wie kann das Berufsbild zukunftsfitter werden?
Diesevorstellung, der Hausarzt müsse ständig verfügbar sein und auch außerhalb der Dienst- zeiten arbeiten, ist nicht richtig – das wird schon in meiner Generation nicht mehr so gelebt! Der Nimbus hängt der Allgemeinmedizin trotzdem an und schreckt junge Mediziner natürlich. Auch die Freiberuflichkeit, die für uns Hausärzte immer wichtig war, wird von jungen Ärzten oft als Belastung gesehen. In einem Anstellungsverhältnis gibt es natürlich eine bessere soziale Absicherung, geregeltere Arbeitszeiten und so weiter. Hier wird sich die Allgemeinmedizin so entwickeln müssen, dass es flexible Formen der Ausübung und Zusammenarbeit geben muss. Gruppenpraxen, Jobsharing – das war ja bisher alles verboten, aber die Rahmenbedingungen ändern sich langsam.
Das neue Ärztegesetz macht es nun möglich, dass Ärzte andere Ärzte anstellen. Eine andere Herausforderung ist, immer am neuesten Stand der Wissenschaft zu bleiben. Wie gelingt das in der Hausarztpraxis?
Das ist tatsächlich eine große Herausforderung! Um am neuesten Stand der Forschung zu bleiben, müsste man 500 Studien pro Woche lesen – das schafft natürlich niemand. Die Kunst ist, das verfügbare Wissen in tägliche Fertigkeiten umzusetzen – das ist genauso Teil des Hausarzt-jobs wie die Versorgung der Patienten. Die ständige Weiterbildung gelingt dadurch, dass es immer bessere Leitlinien zur Behandlung von Krankheiten gibt und diese digital immer verfügbar sind. Aber es braucht auch Kongresse wie diesen, um Erkenntnisse zu besprechen und die Frage zu klären: Wie setze ich Wissen in die Praxis um?