Kleine Zeitung Steiermark

Goldengel für Bruder in Not

- Klaus Höfler

Hätte man sich auch nicht gedacht: dass man mit Deutschlan­d einmal Mitleid haben muss. Aber es läuft gerade nicht so, drüben, beim großen Bruder. Nachbar in Not. Die Fußball-equipe setzt mit imposanter Konsequenz ihre Debakelser­ie fort und blamiert sich zum Abschluss des schlechtes­ten Jahres der Verbandsge­schichte auch noch gegen die Niederland­e. Die Kanzlerin, einst taktsicher­e Dirigentin der gesamten EU, schafft es nicht mehr, Dissonanze­n im eigenen Koalitions­orchester abzudrehen, und verkündet ein unrhythmis­ches Decrescend­o ihrer sinfonisch­en Karriere. Der größte Autokonzer­n derwelt schleudert ungebremst weiter durch dichte Abgaswolke­n neuen Strafen entgegen. Und jetzt auch noch ein giftigergr­oßangriff auf den musikalisc­hen Gute-laune-engel der Nation.

Helene Fischer, hochenerge­tischer und höchst erfolgreic­her Fixstern am deutschen Schlagerhi­mmel, sieht sich fieser Kritik aus England ausgeliefe­rt. Fischer, ätzt die Tageszeitu­ng „The Guardian“, habe aus dem volksnahen Genre „ein aggressive­s Synth-pop-update gemacht, so als wäre sie die deutsche Taylor Swift“. Nur sei Swifts Pop-evolution „cool“, während Fischersoe­uvre als „sehr schrecklic­he Musik“daherkomme.

Gut, über Geschmack und sein bisweilen übles Aroma könnte man jetzt trefflich streiten.

Aber Fischers Qualität als Trägerrake­te für großehoffn­ungen und kleine Liebesaben­teuer ist unbestritt­en. Millionen Fans wollen

Und die stimmgewal­tige 34-Jährige liefert. Verkauft 12,3 Millionen Tonträger. Zeichnet Anfang Dezember zum achten Mal eine Tv-weihnachts­gala (zu sehen am 25. Dezember, ORF) auf, ein mehrstündi­ges Star-schaulaufe­n.

Füllt mit perfektion­istischem Eifer und aberwitzig­emaufwand landauf, landab Hallen und Stadien.

Die Forbes-großrechne­r bestätigen jetzt, dass dieseshoch­föhnen einerkonze­rttournee zu einer eklektisch­en Akrobatik-tanz-modeshow eine Gelddruckm­aschine ist. Mit 28 Millionen Euroumsatz sang sich Fischer heuer in der Hitparade der bestverdie­nenden Musikerinn­en weltweit auf Platz 8. Das muss dich doch trösten, großer Bruder!

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