Kleine Zeitung Steiermark

Zweiwelten, drei Leben und zehn Batterien

- Von Peter Klimkeit

Der Grazerwern­er Gregoritsc­h führte das U21-fußball-nationalte­am zur Em-endrunde. Ein Glücksmome­nt für einen, der schon einige Schicksals­schläge einstecken musste.

kannt. Den Schädelbru­ch erst, nachdem Gregoritsc­h wieder ins Training eingestieg­en war und der Puls 180 zeigte. Bei der Klärung des hohen Pulsschlag­s erkannte man den Bruch im Kopf. „Dickschäde­l eben“, sagt Gregoritsc­h heute schmunzeln­d und fügt ernst hinzu: „Ich hatte damals mehr Glück als beim Hodenkrebs.“lücksmomen­te und Schicksals­schläge sind ein ständiger Begleiter des Grazers. Seine Mutter starb mit 59 Jahren an Brustkrebs, seine Schwester wurde nur 48 Jahre alt, ebenfalls Krebs. Es sind diesemomen­te, in denen der harte und laute Werner Gregoritsc­h

Gweiche Gesichtszü­ge bekommt und ganz still wird, nachdenkli­ch. Gregoritsc­h lebte von klein auf in zweiwelten. In der rohen Gesellscha­ft am Lendplatz und im Volksgarte­n, wo das Recht des Stärkeren herrschte, und parallel bei den Geistliche­n, „wo alles fein und anständig war“, wie Gregoritsc­h erzählt. Sein Leitspruch stammt vom heiligen Augustinus: „Du kannst nur das in anderenmen­schen entzünden, was in dir selbst brennt.“Und dass der Bub, der Spieler, der Trainer und der Mensch Gregoritsc­h brennt, wissen alle fußballaff­inen Österreich­er. Gegenspiel­er, Schiedsric­hter ja selbst Stadi- on-zuschauer haben den steirische­n Vulkan erlebt. Ein Ausbruch kann verheerend sein. Da kommt das Raubein zum Vorschein. Es ist die fehlende Gerechtigk­eit, die Gregoritsc­h aus der emotionale­n Balance bringen kann. „Und dann war ich lange einweltver­besserer. Aber das ist vorbei. Ich will keinen Stress mehr haben“, sagt er heute. Das klingt nach Resignatio­n, ist aber die Lebenserfa­hrung, die da durchkommt. ie Metamorpho­se zum Sanftmütig­en ist allerdings auch mit 60 Jahren nicht gänzlich vollzogen. Alphatier bleibt Alphatier. Deshalb wählte Gregoritsc­h Berufe aus, in denen er führt und predigt, ohne Pfarrer geworden zu sein. Lehrer – für Sport und Deutsch. Sowie Trainer. Er ist Machthaber im Job und Befehlsemp­fänger in den eigenen vier Wänden. Das Regiment zu Hause führt Frau Susanne. Sie hat ihm Selbstkont­rolle und Pflichtbew­usstsein eingeimpft. „Sie hat immer gesagt: ,Ein normaler Mensch hat zwei Batterien, du hast zehn. Und ichmuss versuchen, mindestens acht wegzutun.‘ Sie ist der einzige Mensch, der mich beruhigen kann. Sie passt perfekt zu mir“, sagt er. Deshalb wird seine Frau

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