Zweiwelten, drei Leben und zehn Batterien
Der Grazerwerner Gregoritsch führte das U21-fußball-nationalteam zur Em-endrunde. Ein Glücksmoment für einen, der schon einige Schicksalsschläge einstecken musste.
kannt. Den Schädelbruch erst, nachdem Gregoritsch wieder ins Training eingestiegen war und der Puls 180 zeigte. Bei der Klärung des hohen Pulsschlags erkannte man den Bruch im Kopf. „Dickschädel eben“, sagt Gregoritsch heute schmunzelnd und fügt ernst hinzu: „Ich hatte damals mehr Glück als beim Hodenkrebs.“lücksmomente und Schicksalsschläge sind ein ständiger Begleiter des Grazers. Seine Mutter starb mit 59 Jahren an Brustkrebs, seine Schwester wurde nur 48 Jahre alt, ebenfalls Krebs. Es sind diesemomente, in denen der harte und laute Werner Gregoritsch
Gweiche Gesichtszüge bekommt und ganz still wird, nachdenklich. Gregoritsch lebte von klein auf in zweiwelten. In der rohen Gesellschaft am Lendplatz und im Volksgarten, wo das Recht des Stärkeren herrschte, und parallel bei den Geistlichen, „wo alles fein und anständig war“, wie Gregoritsch erzählt. Sein Leitspruch stammt vom heiligen Augustinus: „Du kannst nur das in anderenmenschen entzünden, was in dir selbst brennt.“Und dass der Bub, der Spieler, der Trainer und der Mensch Gregoritsch brennt, wissen alle fußballaffinen Österreicher. Gegenspieler, Schiedsrichter ja selbst Stadi- on-zuschauer haben den steirischen Vulkan erlebt. Ein Ausbruch kann verheerend sein. Da kommt das Raubein zum Vorschein. Es ist die fehlende Gerechtigkeit, die Gregoritsch aus der emotionalen Balance bringen kann. „Und dann war ich lange einweltverbesserer. Aber das ist vorbei. Ich will keinen Stress mehr haben“, sagt er heute. Das klingt nach Resignation, ist aber die Lebenserfahrung, die da durchkommt. ie Metamorphose zum Sanftmütigen ist allerdings auch mit 60 Jahren nicht gänzlich vollzogen. Alphatier bleibt Alphatier. Deshalb wählte Gregoritsch Berufe aus, in denen er führt und predigt, ohne Pfarrer geworden zu sein. Lehrer – für Sport und Deutsch. Sowie Trainer. Er ist Machthaber im Job und Befehlsempfänger in den eigenen vier Wänden. Das Regiment zu Hause führt Frau Susanne. Sie hat ihm Selbstkontrolle und Pflichtbewusstsein eingeimpft. „Sie hat immer gesagt: ,Ein normaler Mensch hat zwei Batterien, du hast zehn. Und ichmuss versuchen, mindestens acht wegzutun.‘ Sie ist der einzige Mensch, der mich beruhigen kann. Sie passt perfekt zu mir“, sagt er. Deshalb wird seine Frau
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