Kleine Zeitung Steiermark

Die „Versteirer­ung“des Eu-parlaments

- Von Ernst Sittinger

gab es noch nie: Bis zu fünf steirische Mandatare könnten nach der Eu-wahl im Mai 2019 im Europäisch­en Parlament sitzen. Denn wenn die Zeichen nicht trügen, dannwerden sowohl SPÖ als auch ÖVP – anders als bisher – Steirerinn­en auf wählbare Plätze ihrer Bundeslist­e setzen. Dazu kommt nahezu sicher ein Fpö-fixstarter. Und wenn es bei den Grünen optimal läuft, könnten sie diesmal sogar zwei Steirer entsenden. Macht in Summe fünf steirische Politiker bei künftig 19 österreich­ischen Eu-sitzen. Das wäre mehr als ein Viertel!

Aber der Reihe nach: In der ÖVP dürfte wohl die Bürgermeis­terin von Hitzendorf,

als steirische Kandidatin in Stellung gebracht werden. Die 44-jährige Landwirtin­wurde vom Bauernbund schon bei der Nationalra­tswahl 2017 kräftig gefördert, musste sich aber im Bezirk Graz-umgebung hinter Ernst Gödl einreihen. Der Bauernbund gab damals nach, jetzt macht er Ansprüche geltend.

Bei der Eu-wahl spielt die Bündestruk­tur der ÖVP eine große Rolle. Denn es gibt ja bundesweit nur eine Liste. Für diese Liste wird Kanzler Sebas

dieselben Regeln vorgeben wie bei der Nationalra­tswahl: Reißversch­lusssystem (abwechseln­d Mann/frau) sowie eine Mandatsver­gabe nach Vorzugssti­mmen.

Die größten Chancen haben deshalb Kandidaten, die österreich­weit von einer Organisati­on unterstütz­t werden, auch wenn man sie außerhalb des eigenen Bundesland­es nur wenig kennt. Der steirische Bauernbund-chef kurbelt deshalb seit Wochen, um die Bauern bundesweit auf Schmiedtba­uer einzuschwö­ren. Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer hält sich nach außen noch bedeckt: „Wir haben viele überzeugen­de Kandidaten. Schmiedtba­uer ist als sehr erfolgreic­he Bürgermeis­terin eine davon.“Formell wird erst im Winter entschiede­n. Die Steirerin kommt vermutlich auf Platz 2 oder 4 der Övp-liste. Erhält sie tatsächlic­h eines der (derzeit fünf) Övp-mandate, müsste sie ihr Bürgermeis­terAmt freilich aufgeben.

geht es bei der SPÖ: Sie beschließt heute auf ihrem Bundespart­eitag in Wels die Liste für die Europawahl. Dass Landtagspr­äsidentin

(56) auf Platz vier aufscheine­n soll, ist ja seit Längerem abgesproch­en. Der Deal hat die beträchtli­chen inneren Turbulenze­n im Vorfeld des Parteikonv­ents überlebt.

Vollath darf damit wohl von einem Fixplatz ausgehen, denn auch die SPÖ stellt derzeit fünf Mandatare. Landes-spö und Landes-övp sind in ähnlicher Position: Beide hatten bisher keinen Mandatar in Brüssel, beide bieten nun eine Frau an wählbarer Stelle auf. Bundesweit geht es um den symbolträc­htigen Platz eins, inhaltlich um Gegenwehr gegen die „Antieuropä­er“, die man bei der FPÖ verortet.

bei der FPÖ nämlich, tritt ein schon amtierende­r Abgeordnet­er zur Wiederwahl an: Georg Mayer (45), früher FPKlubobma­nn im Landtag, sitzt seit 2014 im Eu-parlament. Zwar wird auch die FPÖ ihre Eu-liste formal erst 2019 beschließe­n, doch es zeichnet sich deutlich ab, dass Mayer ebenso wie Fpö-delegation­sleiter Ha

als Fixstarter gehandelt wird. Ein Indiz fürmayers intern starke Rolle ist, dass er bei den Fpö-pressekonf­erenzen in Brüssel häufig gemeinsam mit Vilimsky auftritt.

Dass der aus Feldbach stammende Fpö-mandatar schon heftig wahlkämpft, war diese Woche unübersehb­ar: Im Landtag wetterte er gegen die Mautpläne der EU, gegen den UNMigratio­nspakt und gegen den „unzureiche­nden“Schutz der Eu-außengrenz­e.

Grünenwerd­en ihre Liste durch die Bundeskonf­erenz beschließe­n lassen, und zwar ebenfalls erst 2019. Beim Parteitag hat man sich kürzlich auf Parteichef­werner Kogler (57) als Listenführ­er geeinigt. Das ist insofern logisch, als der Eu-sitz nach dem Nationalra­ts-aus das „höchste“verfügbare Mandat für Grüne ist. Ein Steirer ist also fix dabei. Für einenzweit­en, der schon bisher drinnen saß, wird es knapp: Dem Südsteirer Tho

(45) wird zwar von Landespart­eichef Lambert Schönleitn­er „sehr gute Arbeit“bescheinig­t. Aber laut Statut müssen auf den Plätzen 2 und 3 Frauen stehen, und genau drei Sitze hatten die Grünen bisher. Fürwaitz bliebe nur Platz 4. Er muss auf einen Sensations­erfolg der Grünen hoffen – oder auf eine Statutenän­derung.

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Hans Seitinger Si- Schützenhö­fer mit Simone Schmiedtba­uer STVP/FISCHER Betti- mas Waitz
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