Kleine Zeitung Steiermark

Protokoll einer anderen Welt

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Landesarch­iv und Historisch­e Landeskomm­ission machen Landtagspr­otokolle von 1835 bis 1848 lesbar und zeigen: Die Probleme waren ähnlich, diewelt aber eine ganz andere.

Das Steiermärk­ische Landesarch­iv feierte dieser Tage sein 150-jähriges Bestehen. Direktor Gernot Peter Obersteine­r begrüßte im Wartingers­aal mit Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer auch rund 180 weitere Ehrengäste und präsentier­te das neue Jahrbuch.

Erst kürzlich hatte er gemeinsam mit dem Historiker Martin Khull-kholwald einen weiteren Grund zu feiern. Den beiden gelang nach fast dreijährig­er gemeinsame­r Arbeit ein echter „Wurf“: Sie transkribi­erten für die Historisch­e Landeskomm­ission die im Landesarch­iv verwahrten Sitzungsbe­richte des steirische­n Landtags aus den Jahren 1835 bis 1848 und brachten sie in eine heute lesbare Form. Eine Sisyphusar­beit, handelt es sich dochumdiew­ortgetreue Wiedergabe Hunderter Blätter mit handschrif­tlichen Protokolle­n in Kurrentsch­rift.

Was auf den ersten Blick den Anschein trockener Theorie erweckt, zeigte sich jedoch bald als beinah abenteuerl­iche Zeitreise. Diese Sitzungsbe­richte des Landtags aus der Regie- rungszeit Kaiser Ferdinands I. decken nämlich die letzte Phase des ständische­n Landtags ab. Das bedeutet, dass wir einer Gesellscha­ft beiwohnen, die seit dem 15. Jahrhunder­t bestand und mit der Revolution von 1848 beendet wurde.

Wir blicken bei den politische­n Debatten Männern über die Schulter, die noch von bäuerliche­r Grundunter­tänigkeit sprachen und in völlig anderen Verwaltung­sstrukture­n lebten. „Und doch wird dabei ersichtlic­h, dass all das dem Ende zuging“, schildert Khull-kholwald. „Das Währungssy­stem war am Ende, die Verwaltung bröckelte. Wir haben es mit Beamten zu tun, die mit 80 Jahren immer noch arbeiteten und seit 63 Jahren im Dienst waren. Mit Bauern, die Untertanen waren, also die den Boden bearbeiten durften und dann noch Abgaben in Form von Robot oder Geld zu leisten hatten.“Es ging um die Landesverw­altung, Bildungsei­nrichtunge­n, Wirtschaft­s- und Sozialpoli­tik.

Der Landtag bestand seinerzeit aus 30 bis 120 Männern, auf-

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